Moment Mal

In der Wittenberger Stadtkirche hängen Zeichnungen aus Irpin. Sie erzählen von Leid und der Lebenshoffnung ukrainischer Schüler*innen. Auf einem Bild ist die Botschaft farbig und zugleich bedrückend.

Auf der rechten Blatthälfte ein helles Hochhaus mit Bäumen, darunter ein Spielplatz. Blau-gelbe Luftballons steigen in den ruhigen Himmel, ein Antonow-Flugzeug fliegt. Das Staatssymbol ist sichtbar. Ein Mädchen im Festkleid ruft: Glory to Ukraine. Auf der linken Seite: ein brennendes Flugzeug, der Wohnblock in Flammen, die Erde verbrannt, zerstörte Spielgeräte und das weinende Mädchen. Nur der kleine Hund und ihr Teddy sind ihr geblieben.

Karfreitag. Fragen: Warum? Wie lange noch? Wozu? Darauf habe ich keine Antworten.

Ich möchte die Spannung zwischen beiden Bildhälften aushalten und eine Friedens-Brücke zwischen beiden Bildhälften bauen. Wie im Bild erlebe ich das Ineinander von Passion und Ostern, von unerhörtem Leid und erfülltem Leben. In bedrückender Spannung und mit tiefgehendem Riss. Im Aufbau des Bildes liegt eine Oster-Botschaft. Auferstehung ist möglich. Die Erwartung liegt in einer friedlichen Zukunft: Dann werden Flugzeuge keine Bomben, sondern wieder Menschen befördern. Wieder aufgebaute Häuser werden Familien beherbergen. Kinder draußen ohne Angst vor Streubomben spielen.

Dann wird das biblische Wort gelten: „Der Himmel lacht, die Erde jubilieret“ - wie in Bachs Osterkantate. Schmerz und Freude teilen wir in wöchentlichen Friedensgebeten mit den Ukrainer*innen. Hilfsgüter sind monatlich unterwegs. Die ukrainischen SchülerInnen haben uns Dankes-Botschaften gesandt. Für ein Mädchen sind die nötigen Medikamente angekommen. Oma Olja in einem der zerstörten Dörfer hat sich über unser Oster-Paket gefreut.

Wir stehen miteinander auf. So kann es das ukrainisch-orthodoxe Osterfest 2023 werden. Gemeinsam aufstehen für das Leben, auch wenn künftige Wege noch unklar sind.

„Frohe Ostern“ wünscht allen Ukrainer*innen und uns ihr Stephan Flade.