Moment mal
von Pfarrerin i.R. Marie-Luise Klehmet
Unser König
Wir Nachgeborenen haben es nicht mehr so sehr mit Kaisern und Königen.
Ihre Geburts- und Sterbetage, ihre siegreichen Schlachten waren nicht unbedingt ein Gegenstand unseres Geschichtsunterrichts wie noch bei den Generationen vor uns. Aber wenn in Brandenburg einer „unser“ König ist, dann ist es wohl Friedrich II. von Preußen, auch „Friedrich der Große“ und der „Alte Fritz“ genannt. Morgen ist sein 300.Geburtstag. Allemal ein Anlass, hier heute an ihn zu erinnern. –
Das Leben Friedrichs ist bekannt und auch seine Taten. Viele Legenden und Anekdoten ranken sich um ihn, viele Aussprüche sind überliefert - wie: „Ich bin der erste Diener meines Staates.“ Oder: „Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu sein, sondern um unsere Pflicht zu tun.“
Briefe, Abhandlungen, Kompositionen - ungefähr 40 Bände Schrifttum hat er hinterlassen.
Friedrich, der Schöngeist, der Künstler, der Philosoph auf dem Thron. Auch: Friedrich, der Kriegsherr, der aus dem rückständigen Agrarland Preußen eine europäische Großmacht schuf. Und Friedrich, der Spötter, der Menschenfeind, der König.
„Unser König“, wie Jens Bisky sein Friedrich- Buch nennt, das pünktlich zum Jubiläum erschienen ist. Friedrich II. von Preußen – eine ungewöhnliche Persönlichkeit - voller Gegensätze.
Und wie hielt er`s mit der Religion?
Auch dazu hat er sich geäußert. Es gibt manch spöttische Bemerkung von ihm, aber eben auch den Satz: „In meinem Staat soll jeder nach seiner Facon selig werden.“ Und: „ Alle Religionen sind gleich…und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land bevölkern, so wollen wir sie Moscheen und Kirchen bauen lassen. („Alle Religionen seindt gleich…und wen Türken und Heiden kähmen und Wollten das Land Pöpliren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen.“)
Dieser Toleranzgedanke war sehr fortschrittlich zur damaligen Zeit. In England z.B. bekamen die Katholiken erst 1829 die gleichen Rechte wie die anderen Bürger, im Österreich Maria Theresias wurden die Protestanten unterdrückt, in Frankreich mussten die evangelischen Hugenotten das Land verlassen. Und auch in Preußen musste die Toleranz von oben angeordnet werden, die Bevölkerung war zunächst nicht dafür. Natürlich spielten für Friedrichs Religionsverhalten wirtschaftliche Gründe eine Rolle, seine Einwanderungspolitik, aber auch sein Staatsverständnis: Ein Bürger Preußens war zuallererst ein Untertan des Königs- und dann erst Katholik, Protestant, Jude. Toleranz- eine immerwährende Aufgabe- noch heute.
Friedrich ist in mancherlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Mensch und König gewesen. Seine Selbstzweifel, seine ständige Selbstbefragung, seine Depressionen, von all dem kann man in seinen Schriften etwas erfahren. Das alles war Friedrich II. von Preußen- und noch viel mehr. Grund genug, seiner in Brandenburg, seinem Stammland, in diesem Jahr besonders zu gedenken.
Einen Kommentar schreiben