Moment Mal
von Pfarrer Valentin Kwaschik
„Am besten schalten sie ihr Navi aus!“ So lautet mancherorts die Empfehlung, wenn man sich schnell zurechtfinden möchte. Auch in Perleberg mag es von Vorteil sein, sich lieber ein paar Mal zu verfahren, um dann schneller den Durchblick zu haben im innerstädtischen Einbahnstraßengewirr. Noch besser: Auto am Sophienparkplatz stehen lassen und einfach zu Fuß die besten Wege entdecken.
Früher ging mein erster Gang in einer neuen Stadt stets ins Touristenbüro, um einen Stadtplan zu erhalten. Ich liebe Landkarten! Gerne suche ich mir eigene Wege und lerne nebenbei einiges über das Umfeld. Heute besorge ich mir nur noch selten Stadtpläne. Der Blick aufs elektrische Gerät ist so viel leichter und meine Navigation übernimmt immer öfter die Maschine.
Meine Augen wandern zum Himmel und ich betrachte staunend die ankommenden Kraniche. Ob eleganter Kranich, klitzekleines Rotkehlchen oder die Rotschwänze … alle Zugvögel sind ohne GoogleMaps, GPS oder Landkarte zielsicher unterwegs. Selbst bei Strecken bis ins tropische Afrika, die etwa ein Kuckuck überwindet, verlieren sie nicht den Überblick.
Zugvögel orientieren sich am Stand der Sonne und den Sternen. Sie nutzen Landmarken und auch hohe Gebäude, wie etwa Kirchen. Einige Vögel besitzen zusätzlich so etwas wie einen inneren Kompass, der ihnen hilft sich am Magnetfeld der Erde zu orientieren.
Rotkehlchen z.B. haben ihren Magnetsinn im rechten Auge. Wird es abgedeckt, können sie sich nicht mehr orientieren. Auch Lichtershows oder Laserpointer können Zugvögel irritieren. Dennoch finden die Tiere ihr Ziel. Der innere Kompass umfasst dabei nicht nur die Richtung, sondern auch die beste Aufbruchszeit und ein feines Gespür für Wetterumschwünge.
Manchmal kommt auch mein Orientierungssinn durcheinander. Besonders hart empfinde ich es, wenn mein innerer Kompass nicht mehr zuverlässig die Richtung weißt. Wenn mein Gespür für Richtig und Falsch gestört ist. Dann lasse ich mich gerne erinnern, welche Wegmarken mein christlicher Glaube mir schenkt. „Ich schaue auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Mir zeigt das Gebet aus der Bibel, dass die Frage nach dem guten und sicheren Weg schon sehr alt ist. Mir hilft, dass ich nicht alleine unterwegs bin, sondern mit anderen Menschen den richtigen Weg suchen und entdecken kann.
Als Christ vertraue ich darauf, dass durch den Austausch und die gemeinsame Suche auch mein innerer Kompass wieder geeicht wird und mir Orientierung schenkt.
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