Moment Mal

von Pfr. i.R. Stephan Flade

Adventliche Unterbrechung

Unterbrechungen sind keineswegs nur hart. Wir brauchen sie, um uns neu zu orientieren, um Richtungswechsel zu beginnen. Die Adventszeit, die uns vom Totensonntag zum Weihnachtsfest hin geleitet, ist so eine Zeit. Ich möchte Advent von Weihnachten (deutlich) absetzen. Aus dem Abschiedsmonat November kommend brauche ich so eine  Unterbrechung. Adventssterne und Adventskränze machen sie sichtbar.

Die beiden christlichen Kirchen unterbrechen die großen Erwartungen auf das Weihnachtsfest mit praktischen Aktionen. Am 1. Advent beginnt die römisch-katholische Sammlung für „Adveniat“ und richtet ihre Aufmerksamkeit auf den südamerikanischen Kontinent. Der Blick geht zu Menschen in den Ballungsgebieten der Großstädte, in die Slums, auf die Müllhalden, in die überschwemmungsbedrohten Flussniederungen. Damit blicken wir in die Lebenswelt armer Menschen.

Die evangelische Aktion „Brot für die Welt“ hat den afrikanischen Kontinent und Projekte in Asien im Focus. Katastrophen in Pakistan und auf den Philippinen stehen uns vor Augen.
Unterbrechungen in Wittenberge und der Prignitz? Wir haben die ukrainischen Freunde gefragt: Was brauchen eure Landsleute jetzt besonders? Deutlich und klar kam die Antwort: Alles, was warm macht und warm hält. Generatoren, Bettdecken, Wintertextilien, Petroleum-Lampen und eure empathische Unterstützung. Manches ist nun bereits in der Hilfsorganisation in Irpin angekommen. Eine erwärmende Unterbrechung für Menschen in der unwirtlichen rauen Kälte der dunklen Wintertage. Ein Adventslicht für Herz und Gemüt, Hilfe zum Überleben.

Anregende wie auch nachdenkenswerte Unterbrechungen: ein Gespräch beim Glühwein mit einem unerwarteten alten Schulkameraden. Ein Brief oder ein Telefonat. Ein Adventslied der Kinder. Oder der Herrnhuter Stern im Fenster gegenüber. Ein berührendes Konzert. Für unverhoffte Eindrücke muss man nichts bezahlen. Sie werden uns freigebig geschenkt. Sie bewegen uns, bringen uns auf hilfreiche Ideen, beginnen einen Weg hin zu. Erhellende Unterbrechung war für mich ein Satz: Gewalt beruht immer auf der Einstellung, das Leben sei ein Besitz, der verteidigt werden muss, - nicht ein Geschenk, gegeben zum Teilen (H.Nouwen).

Ich wünsche uns eine Adventszeit mit unerwarteten Eindrücken.

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