Moment Mal

von Pfarrer Valentin Kwaschik

Tschüss

„Tschüss!“. So lautet in unserer Breiten der geläufigste Abschiedsgruß. Manche bevorzugen „Tschau!“, abgeleitet vom italienischen „Ciao!“, andere nutzen vielleicht gerne noch das etwas formellere „Auf Wiedersehen/auf Wiederhören!“. Im Süden unseres Landes wird neben „Tschüss!“, vor allem „Servus!“, „Ade!“ oder auch „Pfiati!“ bevorzugt. Es gibt eine Vielzahl von Abschiedswendungen, die in Gebrauch sind. Manche können zuweilen auch etwas nerven, etwa: „Ciao Kakao“, „Man siebt sich“ oder „Machs gut, aber nicht zu oft“.

Die gängigen Abschiedsworte haben alle etwas gemeinsam: Sie wünschen dem Anderen/der Anderen etwas Gutes. Dabei ist unsere Sprache weit religiöser als wir es vielleicht vermuten.

„Tschüss!“ kommt von „adieu“, der französischen Form des lateinischen Grußes „ad deum“, was wörtlich „zu Gott“, besser „Geh mit Gott“ oder auch „Gott befohlen“ bedeutet. Im Spanischen lässt sich diese Verbindung noch leichter sehen: Sie sagen „Adios!“. Gottes Schutz und Beistand steckt auch in dem bayrischen „pfiati/pfiat di“: „behüte dich Gott“. Zu Goethes Zeit hieß es noch „Lebe wohl!“. Wer heute „Lebe wohl!“ sagt, der verabschiedet sich meist für eine lange Zeit.

Es ist gut, dass wir aus einer Fülle von Abschiedsworten wählen können, denn Abschiede fühlen sich unterschiedlich an. Sei es der allmorgendliche Aufbruch zur Schule oder zur Arbeit, der Abschied am Ende einer missglückten Beziehung, die Verabschiedung nach einer fröhlichen Party tief in der Nacht oder zu einer weiten Reise.

Was aber sage ich, jetzt in diesen Tagen um Allerseelen und Ewigkeitssonntag beim Gang zu den Gräbern von mir lieben Menschen? Was sage ich am Ende des Lebens? Bei diesen Abschieden, die sich ganz anders anfühlen. Da bleibt mir ein „Bis später!“ im Halse stecken.

Dabei zeigt sich vielleicht gerade in den Abschiedsworten am Grab ein Funken christlicher Hoffnung. Wer in so einem Augenblick „Auf Wiedersehen“ sagen kann, drückt damit aus, dass wir uns in Gottes Ewigkeit tatsächlich wieder sehen werden. Manch eine mag auch „Lebe wohl“ sagen und damit den Wunsch verbinden, dass es der geliebte Mensch bei Gott jetzt gut hat. Dass der Satz von Jesus gilt: Ich lebe und ihr sollt auch leben. Es mag stärken in diesen Tagen, sich das vor Augen zu halten, und aus vollem Herzen „Tschüss!“ – „Geh mit Gott“ zu sagen. Machen Sie’s gut.

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