Moment Mal

von Pfarrer Helmut Kautz

„Du bist mir so peinlich“ schrie die Mutter immer und immer wieder ihren kleinen heulenden Sohn an. Sie hatte ihn fest am Arm gepackt und schleifte ihn aus dem Supermarkt. Er hatte voller Freude einen Quarkbecher auf dem Fußboden verteilt und ein alter Herr war auf der Quarkspur ausgerutscht. Der hatte natürlich mächtig erst mit dem Kind und dann mit der jungen Mutter geschimpft.

Mir hat diese Art des Umganges miteinander damals sehr wehgetan. Ich nahm mir vor: Wenn ich einmal Kinder habe, werde ich immer zu ihnen stehen. Meine Liebe kann niemals erschüttert werden. Zu meinen Kindern werde ich mich immer bekennen.

Und heute? Als nunmehr vierfacher Familienvater habe ich diese Ideale immer noch. Gerade deshalb ärgere ich mich immer wieder wenn es einfach nicht gelingt, so zu den Kindern zu sein. Sie sind manchmal einfach nervig und können es auf die Spitze treiben. Aber wie kann ich in Sachen Liebe und Annahme meinen Kindern ein Vorbild sein? Wie ihnen diese Liebe vermitteln und geben, von der die Bibel sagt: Die Liebe ist  geduldig und freundlich, kennt keinen Neid, verletzt nicht, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand?

Letztens beim Kosakenkonzert ertönte das alte Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“. Das hat mich sehr berührt. Also soll die Liebe auch noch eine Macht sein! Beim Nachdenken darüber fiel mir auf, dass ja auch Gott sich durch nichts von seiner Liebe zu mir abbringen läßt! Nichts von dem was ich tue, ist IHM so peinlich, dass ER sich von mir distanzieren würde! Diese Liebe und diese Erkenntnis ist gleichzeitig eine Kraft, die mich verändert und mich zum Lieben befähigt.

Eine andere Begebenheit hat mir die „Macht“ der Liebe verdeutlicht: Vater und Sohn lagen auf dem Ehebett. Der Sohn hatte einen großen Wutanfall und versuchte auf seinen Vater einzuschlagen. In dem stieg langsam Wut auf. Sollte er zeigen, dass er stärker ist? Da fiel ihm ein, wie er immer reagiert hatte, wenn das Baby schrie: Lieder wurden gesungen und das Kind auf den Arm genommen. Jetzt hatte der Vater eine Idee. Er sagte zu seinem schreienden Sohn: „Ich habe Dich ganz doll lieb!“ Daraufhin schlug der Sohn ihn und fragte: „Auch wenn ich Dich schlage?“ „Das tut mir weh, aber ich habe Dich lieb“ antwortete der Vater. Als nächstes biss der Sohn ihn und danach versuchte er es mit kneifen. Und jedesmal die Frage: „Hast Du mich lieb?“ Der Vater antwortete: „Es tut mir weh, aber ich habe Dich lieb!“ Jetzt fiel der Sohn weinend in die Arme des Vaters und klammerte sich fest an ihn. Er konnte ihm vertrauen.

Ich bete dafür, dass Sie Menschen um sich haben, die Liebe geben und denen Sie Liebe geben können. Haben Sie Mut aus der Liebesquelle des Gottes zu schöpfen, dem Sie nie peinlich sind.

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