Moment Mal

von Superintendent i.R. Peter Heß

Wenn die durstige Seele brennt...

Der Sommer ist da, auch wenn die Nächte noch kühl sind. Das kann sich ändern. Die tiefroten Flächen auf der Wetterkarte lassen ahnen: es wird heiß. Erfrischendes Wasser zum Baden, zum Trinken und auch für Gärten und Felder tut not, überall brennender Durst. Andere Regionen kennen das. Auch uns ist das nicht fremd.

Lebenselement Wasser – es geht nicht ohne! Aber Hitze gibt es nicht nur in diesem Sinn. In der Tat, es geht immer wieder heiß her im Leben: Herausforderungen im Beruf, in der Familie und im Blick auf Gesundheit und andere krisenhafte Erfahrungen gibt es viele.

„Plötzlich und unerwartet! „ heißt es nicht nur bei jähem Verlust eines geliebten Menschen. Die überhitzen Konflikte überall in der Welt, jetzt, besonders in der Ukraine, gehören dazu. Zu verstehen ist das nicht und nachempfinden, was die Menschen ertragen, leiden, weinen und schreien auch nicht. Jede Hilfe scheint wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Jeder Versuch von Trost und Hilfe im persönlichen Leben dringt durch die Wolke von Trauer und Schmerz kaum durch. Es brennt in Herzen, und Seelen, ja körperlich wie Feuer. Es schreit unhörbar, doch laut genug!

Nicht nur Menschen, denen Gott ihr vertrauter Begleiter ist, schreien, sondern auch die, denen Gott noch fremd ist. Vor mir sitzen Eltern mit ihrem Sohn, dessen Bruder mit 20 Jahren tödlich verunfallt war. Sie haben keine Beziehung zum Glauben. Sie wünschen, dass ich den Sohn bzw. Bruder beerdige. Hilflos frage ich, warum sie mich als Pfarrer wünschen. Die Antwort: Wohin sollen wir denn sonst gehen!? Wie kann ich mich da entziehen und wie kann ich, besser Gott, durch meine bescheidene Begleitung in dieses Brennen und Schreien, Ruhe, Trost und Frieden bringen? Wie kann die tiefe Sehnsucht durch „Gottes Wasser“ seiner Liebe und Nähe gestillt werden.

Meine Hilflosigkeit ist groß. Dennoch war über dieser Trauerfeier wie ein Mantel des Friedens. Lohnt es sich also doch für alle Durstigen und Hilflosen dieser Welt, sich an die Adresse Gottes zu wenden? Die Frage beantwortet sich für mich von selbst. Der alte Beter vor über 2000 Jahren nimmt mich und alle, die es auch wagen wollen, mit in die Nähe Gottes. Es ist der Gott, der Leid, Schmerz und Tod sich nicht vom Leib gehalten hat. Am Kreuz hat Jesus, der Mensch gewordene Gott, sich eins gemacht mit den Schreien von Menschen. Ja, es ist nicht gleich alles gut. Es darf aber anfangen, zur Ruhe zu kommen. Der Schmerz und die Tränen werden geteilt und aufgefangen und heilen. Wohin sollen wir denn sonst gehen?!

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