Moment Mal

von Pfrn. Verena Mittermaier

Türen auf zum Gespräch

„Wie steht ihr als Kirche zu den aktuellen Protesten, Kundgebungen, Spaziergängen?“, wurde ich und wurden andere Pfarrerinnen und Pfarrer in den letzten Tagen gefragt.

Viele Menschen spüren: Der Umgang mit Corona droht unsere Gesellschaft zu spalten. Verschiedene Sichtweisen auf die Pandemie und die damit zusammenhängenden Maßnahmen stehen unversöhnlich nebeneinander oder einander gegenüber. Schubladendenken macht sich breit. Mancher fühlt sich dann falsch verstanden und in die verkehrte Schublade einsortiert.

Wie reden wir darüber? Hören wir einander eigentlich noch genau zu? Wo haben Bedenken und Sorgen ihren Platz? Gibt es Gelegenheiten, wo verschiedene Sichtweisen zu Wort kommen können, wo man sich mit den eigenen Gedanken und Fragen wiederfindet, aber auch denen zuhört, die eine andere Position vertreten als die eigene?

Und wenn die Kirchen ihre Türen dafür aufmachten? Schon zu anderen Zeiten haben sich die Kirchen als Räume für einen Austausch über gesellschaftliche Streitfragen bewährt. Könnte das auch jetzt wieder so sein? Was braucht es, um der zunehmend vergifteten Atmosphäre in der Gesellschaft etwas entgegenzusetzen?

Wie gelingt es, Räume zu schaffen, wo verschiedene Meinungen gesagt und gehört werden können – ohne jedoch eine Plattform für rechtes Gedankengut, für demokratiefeindliche oder menschenverachtende Positionen zu bieten, gegenüber denen es keine Toleranz geben kann? Bei einem Teil der derzeitigen Protestformate sind die Grenzen ja leider fließend. Rechtsextreme Parteien nutzen geschickt die Pandemie als Trittbrett, um ihre gefährliche Agenda unters Volk zu bringen.

Was ist jetzt dran? In der evangelischen Pfarrerschaft hier in der Prignitz tauschen wir uns darüber aus, geben Termine und Ideen weiter, treten mit Dialogpartnerinnen und -partnern in Kontakt. An manchen Orten gab es inzwischen Aktionen unter Mitwirkung der Kirche, wie die Veranstaltung „Aushalten - Innehalten - Gegenhalten“ in Wittenberge. Wenn auch nicht jede Veranstaltungsform derzeit erlaubt und förderlich ist, sind doch unterschiedliche Formate denkbar.

Was hilft uns gemeinsam in diesen Zeiten? Wie machen wir uns fit für den respektvollen Dialog? Was meinen Sie, liebe Leserin, lieber Leser?

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