Moment mal
von Pfarrerin Brigitte Worch
Ein gesegnetes Fest
Advent, Advent ... nun ist wieder die erste Kerze auf dem Kranz entzündet. Mit ihr erstrahlen tausend Lichter überall. Sie erleuchten die Stuben im adventlichen Schmuck. Sterne grüßen aus den Fenstern. Straßen und Plätze sind erhellt von Lichterketten. So wünschen wir uns diese Zeit, dass viel Licht die Dunkelheit vertreibt. Die vielfältigen Dekorationen und viel Musik gehören dazu. Stürmisches Wetter oder sogar Schnee und Eis halten niemanden davon ab, auf dem Weihnachtsmarkt zu verweilen. Hartgesottene Computerfreaks trennen sich von ihrem Schirm und kneten plötzlich Plätzchenteig.
Was man das ganze Jahr oft nicht schafft- alles ist in den wenigen Adventswochen unterzubringen: ein Konzertbesuch, Adventsfeiern, Weihnachtsgala, Ehemaligentreffen, Vereinsnachmittag. Gemütlich und besinnlich, stimmungsvoll und fröhlich soll es überall zugehen, wenn es auch ab und an etwas hektisch wird. Denn für persönliche Anliegen muss auch noch Zeit sein. Geschenke suchen, Päckchen packen, Besuche erledigen und natürlich Karten schreiben. Was schreibe ich, wem schreibe ich? Kurz oder lang, persönlich oder formell. Meine Überlegungen geraten schon ins Stocken, als ich überlege, was ich wem an Wünschen zumuten kann. „Fröhliche“ oder „besinnliche“, „frohe“ oder „gesegnete Weihnacht“, ein „gesundes Fest“. Mit dem Wunsch: „Ein frohes und gesundes Fest“ könnte ich eigentlich nichts falsch machen. Doch es hört sich so unpersönlich an, dass mir gleich der rastlose Handwerksmeister einfällt. Dem wenigstens müsste ich ein „besinnliches Weihnachten“ wünschen. Dem Leidtragenden kann ich doch kein „fröhliches Weihnachten“ zumuten. Und würde mein Nachbar damit etwas anfangen können, wenn ich ihm ein „gesegnetes Fest“ wünschte?
In einem Weihnachtsheft fand ich den Wunsch, der allen Lesern gerecht wird, ob gläubig oder glaubensfern, ob gehetzt oder gelassen, ob krank oder gesund für eine „gesegnete Festzeit“.
Segen versteht der Autor als eine Kraft, die dafür sorgt, „dass etwas wächst und gedeiht.“ Wenn wir also jemandem eine „gesegnete Zeit“ wünschen, legen wir viel Hoffnung in ihn hinein. Denn es bedeutet, dass in dieser Zeit in ihm wie in mir selbst etwas Schönes, etwas, was uns glücklich macht, aufblühen und Frucht bringen möge.
Und es bedeutet auch, das durch uns und unsere Bemühungen etwas reift, was anderen hilft, sie beglückt und unser aller Miteinander schöner macht.
Dazu möchte ich eine kleine Adventsgeschichte erzählen: Es ist der erste Adventssonntag. Mittags pünktlich um 13.00 Uhr steigen einige Menschen in der Gemeinde Weisen in einen Bus, beladen sind sie mit vielen weihnachtlichen Päckchen. Ebenso geschieht das noch in Breese und in Groß Breese. Schließlich sind es rund 25 Menschen, die sich an diesem Tag auf die kleine Reise nach Heilbrunn in der Nähe von Wusterhausen machen. Sie feiern den ersten Advent mit den Bewohnern des Heimes der Stephanusstiftung, das sind geistig behinderte Männer, die z.T. seit vielen Jahren dort leben. Und sie werden als Gäste und Freunde schon ungeduldig erwartet. Es duftet nach Kaffee, Stolle und Plätzchen. Aber bevor es sich alle schmecken lassen, wird gesungen. Die Heilbrunner kennen alle Weihnachtslieder auswendig und nicht nur die erste Strophe. Das Besondere ist, dass der Bläserchor der Kirchengemeinde Groß Breese-Weisen auch mit dabei ist. Da macht das Singen mehr Spaß, da ist es gleich festlicher – eben Advent. Mit eigenen PKW’s sind die Bläserinnen und Bläser dorthin gefahren, um den Bewohnern dort eine Freude zu bereiten. Seit über 30 Jahren wird diese Tradition nun gepflegt, manchmal gab es banges Abwarten, ob sich genug Menschen finden, die dabei sind. Und die Weihnachtspäckchen? Ja, auf die freuen sich alle Bewohner schon. Es ist ein ganz persönliches Geschenk für jeden. Wie schön für die Beschenkten, dass das in jedem Jahr wieder möglich ist und wie schön für die, die nicht mit leeren Händen kommen. Dass 60 Päckchen verschenkt werden können, ist vielen Menschen in den Orten zu danken, die sie packen und manch einer bittet seine Freunde auch noch um diesen Gefallen. Danke!
Anderen Freude zu machen, ist auch eigene Freude. Ein gemeinsames Abendessen irgendwo auf der Rückfahrt, lässt die Gemeinschaft an diesem Tag fröhlich ausklingen. Alle kehren mit dem Gefühl zurück, das war ein „gesegnetes Fest“.
Brigitte Worch
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