Moment mal
von Wilfried Schmidt
Das Wetter dieser Tage drückt auf das Gemüt. Das Vergehen in der Natur nicht weniger. Unsere Dahlien haben lange ausgehalten, aber nun sind sie doch erfroren. Dazu kommt in diesen Wochen das Gedenken an die Verstorbenen, dass möglicherweise verbunden ist mit schmerzenden Erinnerungen an einen lieben Menschen, den man vor nicht langer Zeit verloren hat.
Mancher mag darum diese Zeit nicht. Denn da kommt einem ja auch in den Sinn, dass auch das eigene Leben begrenzt ist. Und mir fällt soviel ein, was ich noch erleben will. Der eine schüttelt diese Gedanken vielleicht sehr schnell ab. Ein anderer aber hat schwer daran zu tragen.
Aber das kann auch gut sein, sich der Frage zu stellen: Was muss ich erreicht haben? Was darf ich nicht verpassen? Was zählt wirklich?
Wir werden darauf sicher sehr unterschiedlich antworten. Es ist immer mal wieder zu hören: Das muss man unbedingt erlebt haben. Und man kommt sich mitunter komisch vor, weil man nicht mal daran gedacht hat, sich den angepriesenen Erlebnissen zuzuwenden. Vor kurzem las ich in einem Buch: Wer Zerstreuung sucht, wird auf manches Interessante stoßen, wird seinen Spaß haben, kann mitreden und mithalten, wenn über Gott u. die Welt geschwätzt wird. Aber eines Tages wird's ihm die Sprache verschlagen, weil er spürt, wie vergänglich und wertlos das alles war, womit er sein Lehen verbracht hat.
Wir brauchen nicht unbedingt etwas, was uns ablenkt, sondern wir brauchen das, was uns in den Fragen und Problemen des Alltags oder im Wissen um unsere Endlichkeit Halt gibt, was uns im Leben und im Sterben Geborgenheit schenkt.
In der Bibel lesen wir: Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben (Johannesevangelium 3,36). Wer sein Leben darauf baut, dass Jesus von Gott gesandt ist, uns aus unserer Vergänglichkeit und Verlorenheit zu retten, der wird für immer leben. Nicht, dass damit die Angst vorm Tod weg ist, aber man darf wissen: Da ist einer, der auch diese dunkle Wegstrecke mit mir geht. Einer, der mich am Ende mit offenen Armen empfängt. Und mit ihm ist der Tod das Tor zur Ewigkeit. Dann geht das Leben erst richtig los, ohne Angst, ohne Hass, ohne Krieg, ohne Schmerzen und Krankheit. Doch ist es wichtig, mein Leben so zu leben, damit ich dieses Ziel erreiche.
Aber wenn das hier nicht alles ist, sondern es ganz anders, ja viel besser weitergeht, dann muss ich hier nicht alles gehabt haben. Dann kann ich verzichten. Dann muss ich mich nicht um alle meine Wünsche drehen. Dann kann ich auch Entbehrung, unerfüllte Wünsche oder Schmerzen und Leid anders aushalten.
Ihr Wilfried Schmidt
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