Moment Mal

von Pfr. i.R. Stephan Flade

Heiliges Trinkwasser

Ein heißer Sommertag. Ich sitze im verschatteten Zimmer. Leider sind im Garten die wundervollen Rosen verblüht, der saftig zarte Salat von Nacktschnecken gefressen. Leider ist der Rasen gelb und trocken. Allein der Schatten der Obstbäume mildert die Hitze. Auch meine Mitbewohner suchen die Kühle des Hauses. Das Fernweh hat Pause. Wir warten sehnsüchtig auf die Kühle des Abends.

Bei manchen Nachbarn sehe ich, wie jetzt stundenlang der Rasensprenger am Werk ist, selbst in der Mittagshitze. Satte Farben soll es auch in diesen Heiß-Zeiten geben wie im Gärtnerei-Katalog.

Ich verstehe das nicht: Warum muss es im Hochsommer ein kurz geschorener intensiv grüner Rasen sein? Warum das wertvolle Trinkwasser dafür versprengen? Lesen meine nachbarlichen Zeitgenossen keine Zeitung? Ist ihnen nicht klar, dass in unserem über-meliorierten Land Brandenburg manche Flussläufe bereits trocken liegen und das Grundwasser regionenweit fehlt?

Ich erinnere mich an meine Zeit in Indonesien: Dort haben sich die Menschen mehrfach am Tage die verschwitzten Körper abgespült und danach frisch eingekleidet. Dafür hatte man hatte ein Bak (holländisch „Becken“), einen gemauerten Wasserkessel im Haus. Daraus schöpfte man mit einer Kokosschale 4-5 Portionen Wasser und übergoss den schweißigen Körper. Erfrischung. Säuberung. Kühlung. Alles in Einem. Sparsam, weil man die Kapazität der frischen Quelle hinter dem Haus kannte und nicht überfordern wollte. Leben mit den Ressourcen der Natur, penibel sauber.

Wie anders leben wir: Waschmaschine, Geschirrspüler, Toilettenspülung, Dusche, Gartenwasser, Autowäsche, Swimming-Pool hinter dem Haus Für all das wird köstlich heiliges Trinkwasser genutzt. Heilig, weil kostbar und von Gott uns bedingungslos zur Verfügung gestellt. Wasser ist Lebensmittel und spirituelles Zeichen. Juden, Christen und Muslime haben ein ähnliches religiöses Verständnis. Für alle Menschen weltweit soll es reichen. Ein sorgfältiger Umgang mit dem Wasser, das sollte uns eine ethische Leitlinie bleiben.

Die Zeiten sind dramatisch und die Bodenschätze rar und kostbar. Vielerorts wird natürliches Wasser von Welt-Konzernen kommerziell ausgebeutet. Noch haben Europäer einen hohen Wohlstand, doch der ist fragil. Seien wir umsichtig und sparsam.

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