Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Verborgene, stille Sehnsucht
Allermeist merken wir es gar nicht. In uns ist eine tiefe Sehnsucht. Der Alltag mit den vielen Aufgaben und Anforderungen deckt zu, was uns im Tiefsten bewegt. Erst wenn wir zur Ruhe kommen oder unser Leben, wie auch immer, aus der Bahn gerät, meldet sich da etwas in uns.
War es das? Wie eine Unzufriedenheit kann es sich bemerkbar machen. Wir wissen nicht einmal warum. Eigentlich fehlt uns doch nichts. Was da gerade nicht so läuft wird sich schon wieder zurechtschütteln.
Naja, wenn ich so überlege: Was ich wirklich will und wie ich mir erfülltes Leben vorstelle, darüber habe ich mir noch nie so richtig Gedanken gemacht. Es hat sich so vieles ergeben. War ja auch nicht schlecht. Mir geht es nicht wirklich übel. Wenn ich mich vergleiche, habe ich es doch zu etwas gebracht. Wenn ich aber noch einmal neu beginnen könnte... Geben wir uns zu schnell zufrieden? Sind wir einfach oft zu oberflächlich? Und, langes Nachdenken strengt ja auch an.
Ich weiß nicht, ob Sie sich da irgendwie wiederfinden. Vielleicht so ein bisschen. Mir sind oft Menschen begegnet, nicht selten waren es jüngere, die so gefragt haben. Manchmal kam es auch in Krisen zu solchen nachdenklichen Äußerungen. Dabei steht dann die Frage: Woran orientiere ich mich, wenn ich so ins Fragen komme?
Ich lese von einem Mann. Er hatte studiert und war in einer verantwortlichen Position. Sein Leben war in religiösen Bahnen verlaufen. Dann begegnet er einem, der auch religiös war. Aber da war mehr! ER strahlte etwas aus: Aufmerksamkeit, Liebe, Verständnis. Das spürte man. Menschen in Not, Randsiedler der Gesellschaft, Gescheiterte, zu denen schien er einen besonderen Zugang zu haben.
Dieser Mann war Jesus Christus. Die Geschichte steht in der Bibel. Nachts machte er sich auf, um mit Jesus zu sprechen. Er wollte ihn besser kennenlernen. Jesus wusste, was ihn bewegt. Seine Antwort auf die unausgesprochene Frage war erstaunlich. Erfülltes Leben gibt es nur unter Gottes Regierung, in Gottes Reich. Der Eingang, sagt Jesus, ist wie eine neue Geburt, also ein Neuanfang! Jesus wird konkreter: Wasser und Geist sind dazu nötig! Ein gründliches „Bad“, um Schuld und Versagen „abzuwaschen“, also Vergebung. Das kling gut. Und er bietet das Geschenk des Heiligen Geistes an: Gottes Geist! Da denke ich auch an die Taufe. Es wäre doch den Versuch wert, darum neu zu bitten.
Vielleicht so: „Herr Jesus Christus, ich möchte das erfüllte Leben mit Dir bei Gott. Vergib mir alles was bisher in meinem Leben nicht so war wie Du es wolltest. Schenk mir auch Deinen Heiligen Geist. Ich möchte, dass Du meine Leben führst.“ Amen. So etwa bete ich jeden Tag.
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