Moment Mal

von Administrator

Weihnachten an Pfingsten

Normalerweise folgt der Perleberger Quempas einem festen Rhythmus. Den größten Teil des Jahres hat er „Ruhezeit“, nämlich von Januar bis Herbst. Dann wird das Team der Darstellerinnen und Darsteller zusammengestellt. Wer rückt dieses Jahr auf zu Josef, Maria oder den Königen? Wie viele Hirten werden neu gebraucht? Zunächst wird ohne Kostüme geprobt. Dann geht es in den Kostümkeller und die sorgsam verstauten traditionellen Utensilien werden ans Tageslicht befördert.

Währenddessen stimmt sich musikalisch auf den Quempas ein, wer im Bläserchor, an der Orgel oder in einem der vier Chöre mitwirken möchte. Für Kerzen, Liedblätter und inhaltliche Planung sorgt der Kirchdienst mit der Pfarrerin. Am 25. Dezember morgens um 6 Uhr ist es dann soweit. Mit dem Glockengeläut strömen Gäste aus Nah und Fern in die festliche St. Jacobi-Kirche. Mit Spannung erwarten alle das Stichwort: „Und nun lasst uns den Quempas singen“, dann ertönt von den Emporen der vertraute mittelalterliche Wechselgesang, der in deutscher und lateinischer Sprache die Geschehnisse der Weihnacht erzählt. Unten schreiten derweil die Hirten und Könige andächtig zur Krippe und verneigen sich vor der Heiligen Familie.

Kein Weihnachten ohne den Quempas, sagen viele Menschen in und um Perleberg. Und dann kommt so ein neuartiges Coronavirus und macht allem, auch dem Quempas, einen Strich durch die Rechnung. Kein Gesang! Kein Bläserchor! Keine Proben im Lockdown! 2020 war, soweit wir wissen, das erste Jahr, in dem der Perleberger Quempas am 25. Dezember nicht stattfand.  

Warum in der Pfingstzeit vom Quempas reden? Weil dieses Jahr alles ganz anders ist! Die Coronazeit hat nicht nur Traditionen durchkreuzt, sondern auch neue Ideen befördert. Ein fachkundiges Team erarbeitet zurzeit eine neue Ausstellung über die St. Jacobi-Kirche und hat den Quempas als Perleberger „Spezialität“ erkannt. Um zu hören, was es damit auf sich hat, wurden viele Quempas-Mitwirkende kontaktiert und zu Interviews eingeladen.

Da kommen Schätze zutage! Prägende Erinnerungen werden neu lebendig. Künftig, so ist das Ziel, können Gäste der Perleberger Kirche ganzjährig von dieser Besonderheit sehen und hören. Auch Klangbeispiele sind in Vorbereitung. Quempas im Mai, Weihnachten an Pfingsten! Warum nicht? Für mich passt beides gut zusammen. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Er gibt Kraft und Inspiration, um die Weihnachtsbotschaft das ganze Jahr über mit Leben zu füllen: „Machs wie Gott, werde Mensch!“

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