Moment Mal

von Wilfried Schmidt

Gerade war der Sonntag „Kantate“. Dieser Name ist eine Einladung, der wir im Moment  nicht oder nur sehr eingeschränkt folgen können: Singt!

Sie gehört zu einem Spruch aus der Bibel: Singt Gott, dem Herrn, ein neues Lied, denn er tut Wunder! (aus Psalm 98). Hier ist jemand gut aufgelegt. Seine Freude will uns mitreißen: fröhlich singen. Viele Menschen stimmen Klagelieder an – auch ohne zu singen. Ist ja verständlich, nach über 13 Monaten mit teilweise starken Einschränkungen.

Träume sind geplatzt und viele Wünsche unerfüllt. Manche Anstrengung ist nötig, um wirtschaftlich über Wasser zu bleiben oder beim Lernen mitzukommen. Einige bekommen den Frust anderer hautnah zu spüren. Mancher trauert um einen lieben Menschen. Doch gibt es nur das zu berichten? Gab es vielleicht die Wiederentdeckung eines Hobbys? Schöne Zeiten in der Familie? Neue Erfahrungen mit der Technik? Unerwartete Hilfe? Oder einfach die Tatsache, dass man selbst verschont blieb oder bei einer Infektion gut davonkam?  Kleine und große Wunder. In letzter Zeit habe ich bei anderen Menschen gerade auch diese positiven Dinge wahrnehmen können, verbunden mit ihrem starken Statement: Gott ist da. Ich kann mit ihm über alles reden. Er trägt mich hindurch und gibt mir innere Ruhe und Trost.

Es ist offensichtlich die Frage: Worauf schaue ich? Auf alles, was momentan nicht möglich ist? Auf die harten Probleme, die da sind? Auf die eingeschränkte Freiheit? Dieses zu vertuschen, wäre gewiss nicht gut. Jedoch würden wir alle wohl sehr verwundert sein, wenn man von uns erzählt und dabei nur von unseren Ecken und Kanten spricht, von den Problemen, die wir haben und machen – und unsere Stärken und alles, was bei uns gut läuft, einfach unter den Tisch fallen lässt. Ich würde mich da jedenfalls ungerecht behandelt fühlen!

Wie gehen wir mit dieser Zeit jetzt um? Sehen und nennen wir auch das Gute, dass uns in dieser Zeit begegnet? Ich merke: was mich zuversichtlich sein lässt in dieser Zeit sind nicht die Meldungen, was alles nicht geht. Schon gar nicht Anschuldigungen, die in ihrer Art und Weise das Vertrauen auf Verantwortungsträger in unserer Gesellschaft eher kaputt machen. Was mich gut durch diese Zeit bringt, sind (neben den Hygiene-Maßnahmen) vor allem Statements meiner Mitmenschen, die von Gottes erlebter Hilfe in ihrem Leben erzählen. Das lässt auch mich mit neuer Hoffnung auf den sehen, der Wunder tut, und mit ihm rechnen. Und es lädt mich ein zu singen, auf jeden Fall im Herzen!

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