Moment Mal
von Pfarrer Gérôme Kostropetsch
Er ist jetzt wohl wirklich da, der Winter. Flocken umwehen die Felder, Wiesen und Ortschaften. Schön sieht es ja aus, wenn der glitzernde Puderschnee liegen bleibt, sich auf die Äste der Bäume legt und die Landschaft zärtlich zudeckt.
Einher geht damit leider oft etwas, was mir nicht gefällt und mir aufs Gemüt schlägt: das Grau-in-Grau. Mit blauem Himmel und Sonnenschein kann ich das Winterwunderland genießen, doch wenn alles nur grau und trist ist... darauf kann ich gut verzichten. Für mich braucht es Farbe(n) im Leben. Ich schaue zum Himmel und dieser ist mal wieder verhangen, es dunkler als es sein müsste und der Schnee auf den Bürgersteigen ist schon matschig getreten.
Ich denke an Sonnenschein. Den Frühling und Sommer. Ja, auch da gibt es schwierige Tage, die ganz düster sind. In meinen Gedanken jedoch sehe ich den blauen Himmel, die wärmende Sonne und Wattewolken, die am Himmel entlang ziehen. Dabei kann es auch ganz schön sein, wenn ein kleiner Regenschauer auf die Erde prasselt. Besonders bei der Gleichzeitigkeit von Regen und Sonnenschein, denn es kann passieren, dass ein weiteres Wetterphänomen am Himmel erscheint. Der Regenbogen. Schon als Kind hat mich dieser Anblick fasziniert. Habe ich einen Regenbogen entdeckt, konnte ich nicht an mich halten und habe mit Freude und Aufregung andere darauf aufmerksam gemacht.
Noch heute habe ich diese Freude, wenn ich einen Regenbogen entdecke. Und ich sehe andere Menschen, die auch im Erwachsenenalter ihre kindliche Freude über das Erblicken eines Regenbogens nicht verloren haben. Ein Regenbogen macht Freude. Eigentlich. Doch anscheinend gibt es auch Menschen, die diesen Anblick nicht ertragen können.
In Polen wurden letzte Woche drei Frauen angeklagt, weil sie ein Marienbildnis mit einem regenbogenfarbenen Heiligenschein dargestellt haben. Ich kann es nicht fassen. Dieses wunderbare Symbol des Friedens, der Vielfalt, Akzeptanz und Toleranz, solle religiöse Gefühle verletzten? In der Bibel heißt es, dass Gott den Regenbogen als Zeichen seines Bundes mit den Menschen in den Himmel gesetzt hat. Er steht also auch hier für Liebe. Liebe in ihrer Vielfalt.
Ich bin sehr dankbar, dass meine und auch andere Landeskirchen sich für diese Vielfalt einsetzten und z.B. die „Ehe für alle“ ermöglicht haben. Ein Regenbogen tut niemanden weh.
Ich bete für die drei angeklagten Frauen und für alle Menschen, die sich für die Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung einsetzen. Gottes Schöpfung ist bunt und vielfältig und so ist es auch Gottes Liebe. Sie unterscheidet nicht zwischen Geschlechtern; Gott liebt alle Menschen.
Lassen Sie uns unsere Mitmenschen mit einem liebevollen Blick begegnen und lassen Sie uns gemeinsam eintreten für Gleichberechtigung und Mitmenschlichkeit, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Lassen Sie uns gemeinsam mehr Regenbogen in die Welt bringen.
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