Moment Mal
von Pfrn. Verena Mittermaier
Weihnachtszeit – Zeit des Schenkens
Kein Weihnachten ohne Geschenke! In der biblischen Weihnachtsgeschichte sind es die drei Könige oder Sterndeuter, die das neugeborene Kind im Stall von Bethlehem mit Kostbarkeiten beschenken. Sie bringen ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Eine Geschenkwahl, die etwas Zeitloses an sich zu haben scheint: Wie schon in den Vorjahren, befinden sich auch 2020 die Rubriken Bargeld/Schmuck, Düfte und Kosmetika unter den Top 10 der beliebtesten Weihnachtsgeschenke.
Neben der Vorfreude und dem Spaß, andere zu überraschen, bringt das Schenken auch Stress mit sich: Ob meine Geschenke ankommen? Und überhaupt - was soll ich bloß Tante Frieda schenken? Alle Jahre wieder stellen sich in der Vorweihnachtszeit ähnliche Fragen. Bisweilen ist Enttäuschung vorprogrammiert. Studien sprechen gar von „Unbeschenkbaren“, die es in fast jeder Familie geben soll. In diesem Jahr, wo persönliche Treffen eingeschränkt sind, überfrachten vielleicht noch mehr Erwartungen das Schenken als sonst.
Ich selbst bekam mein erstes Weihnachtsgeschenk völlig überraschend bereits am Mittwoch vor dem ersten Advent. Vorausgegangen war ein ausführliches Gespräch mit viel Zeit zum Hören und Erzählen, mit Fotos und Musik, mit Schilderungen von Erlebnissen aus vergangenen Zeiten, die auf einmal ganz lebendig vor Augen standen, mit interessiertem Nachfragen und besserem Kennenlernen hin und her. Und nun hielt ich das kleine Päckchen in der Hand. Eine kunstvoll-weihnachtlich verpackte Süßigkeit, am Geschenkband ein Kärtchen mit winterlichem Motiv, darauf die handgeschriebenen Worte: „Vielen Dank für die Zeit, die Sie mir geschenkt haben.“
Was für ein kostbarer Satz! Neben den sichtbaren gibt es offenbar auch die unsichtbaren Geschenke. Und das Schenken kann zu einer Bewegung werden, die hin und her geht. Es entsteht eine Wechselseitigkeit von Beschenken und Beschenktwerden. Darum passt das Schenken zu Weihnachten. „Siehe, ich verkündige euch große Freude!“, sagt der Weihnachtsengel. Die, die so beschenkt wurden, können von ihrer Freude weitergeben.
Wie das Schenken gut gelingen kann, darüber dichtete einmal Joachim Ringelnatz:
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so dass die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk –
Du selber bist.
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