Moment Mal
von Superintendentin Eva-Maria Menard
Wie das Toilettenpapier diesmal reichen könnte
Im Frühjahr haben wir einen Eindruck davon bekommen, was Mangel bedeuten kann: leere Regale. Nudeln, Reis, Mehl, H-Milch, Toilettenpapier, Gemüse- und Obstkonserven, Hefe: alles kurzfristig nicht lieferbar. Wer schlau war, hatte vorgesorgt und den eigenen Keller gefüllt. Viele waren schlau – andere hatten das Nachsehen. Im Frühjahr haben wir einen Eindruck davon bekommen, wie schnell vermeintlicher Mangel entsteht: Es fehlt das Vertrauen, dass es für alle und für mich auch noch reicht. Vielleicht ging es Ihnen dabei so wie mir:
Im Fernsehen und YouTube zeigen sie, wie einer versucht, auf seinem Moped dutzende Toilettenpapierpakete zu transportieren. Du machst Dich darüber lustig, dann fährst Du mit den Einkaufswagen an den leeren Regalen im Drogeriemarkt vorbei. Du hörst das Gezänk an der Kasse zwischen einer Kundin und der Kassiererin, weil die eine mehr mitnehmen will, als sie mitnehmen soll. Du bist irgendwie beschämt und denkst: oje, hier bei uns auch? Beim nächsten Blick in den Badezimmerschrank entdeckst Du, dass die letzte Toilettenpapierpackung angebrochen ist und beschließt - bevor die anderen Dir im entscheiden Moment alles wegkaufen - schnell mal eine (oder besser zwei?) Packungen mitzunehmen. Was man hat, hat man.
Alle Beruhigungsmaßnahmen und Versicherungen, es gäbe keine Versorgungsengpässe, halfen im Frühjahr nicht. Die Regale blieben eine Weile leer. Dabei weiß unser Verstand, dass die Marktwirtschaft sofort auf unser Kaufbegehren reagiert. Die Toilettenpapierindustrie wird sich über eine hohen Jahresumsatz freuen.
In der Bibel wird erzählt, dass einmal wenige Brote für viele Menschen reichten. Diese Menschen hatten echten Hunger, keinen vermuteten Hunger, der nächste Supermarkt war weit und die Jünger fragen ängstlich, wie so wenig Brot für viele Menschen reichen soll. Das Faszinierende: Jesus schaut nicht zuerst auf das, was tatsächlich oder vermeintlich fehlt, an Broten, finanziellen Ressourcen, Menschen oder Toilettenpapier. Jesus schaut auf das, was da ist: Genug! Sieht, wer da ist: Genau, die Richtigen! Und er vertraut darauf, dass es reicht, dass alle satt werden, keiner Mangel leiden muss. Und dann erleben die Jünger das Wunder: Die Menschen vertrauen Jesus. Keiner mault, keiner drängelt, keiner hamstert.
Wo Vertrauen ist, da entsteht Gelassenheit und die Phantasie wächst, in das, was da ist, und wie es reichen kann, damit alle genug zum Leben haben, hier in der Prignitz, weltweit.
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