Moment Mal

von Pfarrer Olaf Glomke

Durchhalten

Die vom Künstler Paul Klee mit einfachen Strichen gezeichneten Engel, tragen die Namen: „Vergesslicher Engel“, „Schellenengel“, „Engel der Hoffnung“ oder „Durchhalten!“. (Im Internet finden Sie sie unter: Paul Klee Engelbilder)

Die Corona-Pandemie verlang viel von uns allen ab. Auch das „Durchhalten!“. Durchhalten kann schwer werden. Das Leben gibt nicht nur Anlass zur Freude. Im Krankenhaus und den Seniorenpflegeeinrichtungen begegnen mir Menschen mit schlimmen und schmerzlichen Erfahrungen. Jeder und jede versucht auf seine und ihre Weise mit dem Schlimmen und Schmerzlichen fertig zu werden. Betrachte ich das Bild des Engels mit dem Namen „Durchhalten!“ entdecke ich vor Gram verzerrte Gesichtszüge. Für Gram (Hoffnungslosigkeit, Leid, Last, Betrübnis, Verzweiflung, Kummer) gibt es zahlreiche Gründe: die Sorge um die Kinder, um die Enkel, um die älterwerdenden Eltern, um die Zukunft, um die eigene Existenz. Hinter unseren Gesichtern verbergen wir, was andere nicht sehen sollen. Doch manchmal fallen die Masken, öffnen sich unsere Gesichter und die Last, der Kummer, die Hoffnungslosigkeit zeigen sich in tiefen Falten oder zuckenden Mundwinkeln.

„Durchhalten“. „Da muss man eben durch“, sagen viele. Das Wort und den Spruch mag ich nicht sehr, aber das, wofür sie stehen: abwarten, ausharren, bleiben, bewältigen. Sie machen das Schlimme und Schmerzliche nicht kleiner, doch erinnern sie mich daran, was und wie ich es versuchen kann. In dem ich davon erzähle. Meinen Schmerz in Worte fasse. In dem ich tue, was mir guttut: ein gutes Essen, Musik, ein Buch, ja auch tanzen. Manchmal suche ich nach einer Möglichkeit zu lachen. Und manchmal weine ich dann vor Lachen.

Mag das alles banal klingen, doch es macht mich größer und im Durchhalten stärker.

Christinnen und Christen besitzen eine weitere Möglichkeit: beten. Beim beten gebe ich ab. Ich weiß, dass ich nicht alles schaffe, auch nicht alles schaffen muss. Ich lege es in Gottes Hände: Gott, bitte kümmere du dich jetzt oder steh´ mir wenigstens bei.

Jesus hat einiges durchgehalten. Er ist dem Bösem mit Gutem begegnet. Nicht immer ist er bei allen damit gut angekommen. Mag sein. Doch wer das Gute sucht, wird selbst nicht böse. Ein gutes Ziel. Mit Gott und Jesus im Rücken ist es nicht unmöglich. Für einen Moment kann ich über den Dingen stehen. Ich vertraue darauf, dass da jemand ist, der mich beim Durchhalten nicht allein lässt.

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