Moment Mal

von Pfr. i.R. Stephan Flade

Alte Freundinnen

Es wurde ein wunderbarer Nachmittag in unserem Garten: Nach Jahrzehnten trafen wir uns mit alten Freundinnen aus der Kindheit wieder. Überraschend hatte es sich so ergeben. Die eine hatten wir auf dem Wochenmarkt getroffen. Eine andere vor ihrem Haus, in dem früher die Schuh-Reparaturwerkstatt ihrer Eltern war. Eine dritte hatte sich aus dem fernen Mecklenburg dazugesellt. Lange schon war sie mit ihrem Mann dorthin gezogen. Als vierte kam aus dem Barnim eine nahe Verwandte. Gesundheitlich angeschlagen, aber noch immer begeisterungsfähig für Neues in der alten Heimatstadt.

Wunderbar altmodisch ging es zu. Mit alten Sammeltassen von Oma auf dem Tisch. Mit Pflaumen-kuchen nach Tante Ernas altem Rezept. Mit einem Volkslied zum Beginn. Jede hatte etwas Besonderes mitgebracht. Alte Fotobände lagen bereit: Kindergarten, Schulanfang, Konfirmation oder auch Jugendweihe, Urlaub an der Ostsee, Tanzstundenball, Schulabschluss-Feier, Standesamt oder kirchliche Trauung und erste Familienfotos mit den Kindern.

Gedichte und Spiele aus dem Kindergarten wurden erinnert. Und was man damals so alles auf ruhigen Straßen spielte? „Himmel und Hölle“, „Herr Fischer, Herr Fischer, wie tief ist das Wasser?“ oder Gummi-Hopse und Abschlagen. Nachmittags war man draußen, mit den Freund/innen. Da gab es auch mal eine Zwischenmahlzeit. Einfach frische Brotscheiben wechselweise mit Senf bestrichen oder mit Zucker bestreut. Oder zu besseren Zeiten Kuchenränder frisch aus dem Laden. Manchmal sogar umsonst von den Bäckersleuten an die Kinder abgegeben.

Das Gespräch war lebhaft. Längst Entfallenes wurde wieder erinnert. Verbindungen neu belebt. Auch Schmerzliches wurde geteilt wie Krankheiten, Scheidungen und der frühe Tod mancher Freundinnen. Natürlich wollen wir unser Treffen wiederholen. Dann kommen weitere alte Freunde dazu. Vielleicht auch die angeheirateten Männer oder die Kinder.

Gemeinschaft ist eine köstliche Sache, besonders beim Älterwerden. Dann trägt sie auch durch schmerzvolle Veränderungen und gesundheitliche Belastungen. Als Christen legen wir ja Wert auf das geglückte (gesegnete) Miteinander, auf Lebensfreude und auf ansteckende Ideen.

In der Rentenzeit und mit steigendem Alter wird so manche Lebensenergie nachgetankt. Die Mühe der Vorbereitung wird überstrahlt von der Freude des Wiedersehens und Wiederhörens der altvertrauten Stimmen. Gott sei Dank für die Gabe des glücklichen Miteinanders!

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