Moment Mal
von Pfrn. Johanna Köster
Einmal Last abgeben
Wie oft liegt mir irgendetwas auf der Seele! Mal ist es einfach der Druck, mit dem ich versuche, alle Aufgaben zu erledigen, alle Kontakte zu pflegen. Mal bin ich mit meinem Aussehen unzufrieden. Mal mache ich mir Sorgen um meine Zukunft. Manchmal fühle ich mich von der Seelenlast wirklich erdrückt und gehe ganz krumm. Wie schön wäre es, ich könnte sie einfach abgeben! Wie gerne wäre ich entlastet!
Und so denke ich an den schönen Satz aus der Bibel. Der Apostel Paulus hat ihn an eine der ersten christlichen Gemeinden geschrieben: „Helft einander die Lasten zu tragen.“ Man kann auch übersetzen: Tragt miteinander eure Lasten, teilt sie. Ja, das will ich versuchen. Ich schütte meinen Berg Probleme und Sorgen vor meine Freundin hin und höre mir im Gegenzug ihre Nöte an.
Da merke ich: Leichter ist ihr Gepäck auch nicht. Ihr Rucksack sah vielleicht kleiner aus, aber was da alles drinnen steckt! Ich merke: So schwer habe ich es gar nicht. Die Lasten zu teilen, hat mich dazu gebracht, meine eigene Last einmal abzusetzen. Sie von der Seite zu betrachten und festzustellen, okay das ist ein ganz schönes Paket. Aber es ist ein Paket, das auf meinen Rücken passt – und Manches davon, kann ich sogar auf die leichte Schulter nehmen. Sicher nicht alles.
Es gibt ein schönes Gedicht von Mascha Kaléko mit dem Titel „Take-it-easy“, wo es darum geht, dass jeder, der alles nur auf die leichte Schulter nimmt, ganz schief wird, weil es die andere Schulter auch noch gibt. Der Apostel Paulus erinnert mich mit seinem Satz „Einer trage des anderen Last“ daran, dass es mehr als nur meine zwei Schultern gibt. Es gibt die Take-it-easy Schulter und die schwere Schulter und dann gibt es aber noch die Nachbarin, die Freundin und die Schwester. Die mal zuhören, die mal tragen.
Für einen Augenblick kann ich die Last ablegen. Mich recken und strecken, aufatmen. Danach geht es weiter, gestärkt mit diesem Wissen: Manchmal trage ich meine Last auf der leichten Schulter, manchmal auf der schweren Schulter und manchmal gibt es vom Tragen eine Pause. Diese Pause tritt ein, wenn wir miteinander und füreinander Lasten tragen.
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