Moment mal
von Pfarrer Albrecht D. Preisler
Welch eine große Verheißung ist der Sommer! Urlaub, Sonne, Wärme. Der Sommer ist da, auch wenn die Temperaturen zur Zeit etwas zu wünschen übrig lassen. Es ist schon früh am Morgen hell und abends auch lange. Man kann draußen sitzen und die Vögel singen hören. Die meisten freuen sich auf die Ferien, die in dieser Woche beginnen, und den Urlaub. Man kann den Alltag mit seinen Sorgen und seiner Eile hinter sich lassen.
Die Verheißungen des Sommers erfüllen sich aber nicht bei allen. Manch einer weiß nicht, ob der Arbeitsplatz nach dem Sommerurlaub noch besteht. Manche haben schlechte Zensuren auf dem Zeugnis erhalten und werden nicht in die nächste Klasse versetzt. Manche können die schönsten Reisen erleben, haben aber niemanden mehr, mit dem sie die Erinnerungen teilen können. Einige haben eine Diagnose erfahren, die selbst in der schönsten Sonne frösteln lässt. Außerdem wissen alle, die im Leben ein wenig Erfahrung haben, dass seit dem 24. Juni die Tage wieder kürzer werden.
Johannes der Täufer, dessen Geburt wir am 24. Juni begangen haben, lebte für eine andere Verheißung. Er gilt als Vorläufer Jesu Christi. Er predigte in der Wüste die Hoffnung, dass in Kürze etwas ganz Neues anbrechen wird. Er fordert auf, unser Leben in neu zu betrachten. Er gibt die Zuversicht, dass nichts, was hinter uns liegt unser Leben fesseln muss. Bei Gottes Licht besehen ist unser Leben reicher, wertvoller als vor den Augen der Welt. Ein halbes Jahr vor Weihnachten gibt er Hoffnung, die über die Urlaubszeit hinausreicht, die weit mehr ist als die Verheißungen des Sommers.
Unser Leben wird geprägt von unserer Umgebung und unseren Lebensumständen. Man kann das zum Maßstab erheben. Dann messen wir uns daran, was wir können, erreichen und besitzen. Das ist gut für die (Erfolg-) Reichen und Schönen, aber viele können diesen Ansprüchen nicht gerecht werden.
Man kann das Leben auch in dem Licht führen, dass durch Johannes den Täufer am Horizont erscheint. Gerade in den Zeiten, da das Tageslicht wieder abnimmt, kann die Hoffnung zunehmen. Unser Leben ist mehr als Erreichtes, Gelungenes und Geleistetes.
So wird aus einer Verheißung eine konkrete Erfahrung: Dass Gott uns in Jesus Christus zuspricht, dass unser Leben wertvoll ist, auch dann, wenn wir selbst diesen Wert nicht beweisen können.
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