Moment Mal

von Pfr. i.R. Stephan Flade

Überleben

In der vergangenen Woche habe ich im „lesezeichen“, meiner Wittenberger Buchhandlung,  ein Buch bestellt. „Überleben“, ein Auseinandersetzung mit den Fragen unserer Gegenwart.

Es geht um die Überwindung des Artensterbens und der Ökokrise. Die beiden Autoren Dirk Steffens und Fritz Habekuss hatten eine gute Vorarbeit in den Medien geleistet. Als ich meine Bestellung anmeldete wurde mir gleich mit geteilt: Das Buch ist z.Z. nicht verfügbar. Sie müssen warten! Das kommt in unserer verwöhnten Bestell-Gesellschaft nicht häufig vor, dachte ich mir. Aber es ist ja andererseits gut, dass solche Bücher soviel Zuspruch finden. Wir (verwöhnten) Verbraucher müssen uns wieder einmal mehr ins Warten einüben. Manches braucht seine Zeit. Also wartete ich. Trotz aller spannungsvoller Vorfreude muss ich mich täglich zur Geduld bemühen. Eine ungewohnte Erfahrung. Zu DDR-Zeiten war das völlig normal. In Corona-Zeiten hatte ich es erneut mit vielen anderen öffentlich geübt, das Warten und Aushalten. Nun gehörte es zu meinem Lebensalltag.

Sicher bewerte ich das Warten und Erwarten aus meiner christlichen Sicht. Dazu gehört Geduld, ein langer Atem und Ausdauer beim Suchen. Christlicher Glaube ist tägliche Zuversicht und eine Behutsamkeit bei der Suche von Lösungen in heiklen Konflikten. Auch beim „Überleben“. Es geht um Perspektiven. „Über (das) Leben“ der nächsten Generationen entscheiden unsere derzeitigen Weichenstellungen. Die Bibel erzählt mehrfach von einer gelungenen Symbiose von Tierreich und Menschheit. Es geht eben nicht allein um den gepflegten Vorgarten unseres Einfamilienhauses, es geht ums große Ganze. Tönnies-Schlachtung ist ein Irrweg.

Vor kurzem hatte ich Freunde besucht, die seit ein paar Jahren in der Prignitz leben. Mit Ziegen im großen Bauern-Garten, mit eigenem Gemüse- und Obstanbau. Ganz liebevoll und schöpfungsnah. Jetzt ist die Imkerei dazu gekommen. Mit Freude und Enthusiasmus besichtigten wir die fleißigen Bienen, die schon kräftig gesammelt hatten. Bald wird der erste Honig geschleudert.

Wenn in diesen komplizierten Zeiten lebensfrohe Menschen, vormalige „Städter/-innen“, sich so intensiv um die Natur zu bemühen, dann ist das für unser „Überleben“ eine gute Hoffnung.

Wenn Menschen verantwortungsvoll ihr unmittelbares Umfeld schützen, dann sind das Zeichen einer Bewusstheit, eines Glaubens an die Zukunft dieser Welt und an perspektivreiche Möglichkeiten. Mir wurde klar, wie überzeugend scheinbar kleine Schritte eine veränderte Sicht schaffen. Das sind eben alltägliche Geduld und mühevolles Umsorgen. Sicher hängt am Honig-Ertrag nicht die Existenz meiner Freunde, aber es ist eine aktive Lebensgestaltung.

Die fleißigen Bienen befruchten tagtäglich die Blüten zum Fruchtansatz. Zusätzlich für uns sammeln sie Honig. Ihr „Überleben“ ist lebensnotwendig für eine gesunde Natur. Seitdem achte ich aufmerksam auf die Bienen in meinem Garten. Ebenso freue ich mich – bei geöffneten Fenster schlafend – am frühen Gesang der Vögel. Auch nehme ich geduldig die Mücken- und Bremsenstiche hin. Sie sind Zeichen der vorhandenen Insektenvielfalt meiner Prignitzer Heimat. Manches fällt mir auch schwer, wenn mich z.B. die Bremsen beim Erdbeerenernten in den Rücken stechen und ich mir schmerzliche Zerrungen zuziehe.

Doch: Ihr „Überleben“ als Gattungen gehört zu unserem gemeinsamen Überleben auf diesem Planeten. Das habe ich verstanden.

Gern berichte ich Ihnen gelegentlich, was die beiden Autoren zusammengetragen haben.
Bleiben auch Sie mit mir geduldig und entdecken Sie Ihre nachhaltigen Schritte zum „Überleben“.

 

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