Moment Mal
von Pfarrer Gérôme Kostropetsch
Es dauert nicht mehr lange und die Sommerferien beginnen. Als Kind und Jugendlicher hatte ich mich darauf immer riesig gefreut. Keine Schule, Spiel und Spaß und nicht zu vergessen, der Sommerurlaub der Familie an der Ostsee. Sechs ganze Wochen unbeschwert die freie Zeit genießen. In meinem Zeitgefühl von früher, eine unglaublich lange Zeit.
Heute richtet sich meine freie Zeit nicht mehr nach den Ferien. Aber es ist geblieben, dass die Sommerferien einen Einschnitt im Jahr bilden. Für Schülerinnern und Schüler ist das ganz offensichtlich. Das alte Schuljahr ist zu Ende, das Neue beginnt nach dem Sommer. Und auch in meiner gemeindlichen Arbeit erlebe ich es: es wird etwas ruhiger.
Der Sommer wird genutzt für Urlaub, ob nun weit weg oder im eigenen Heim oder Garten. So war es bisher, ohne einen Gedanken an Corona. Den Einschnitt im Jahr, in dem es ruhiger wird, habe ich diesmal schon früher erlebt. Die Ruhe hierbei jedoch nicht unbedingt eine entspannte Ruhe. Unsicherheit hat sich breit gemacht. Gerade am Anfang traten die ganzen Fragen auf: Wie geht es jetzt weiter? Was können wir tun? Was sollen wir tun? Wann ist das wieder vorbei?
Die Corona-Krise beschäftigt uns noch immer. Einiges ist wieder möglich geworden, doch nicht alles Geplante lässt sich derzeit umsetzten. Eine Unsicherheit bleibt. Und diese Unsicherheit beschäftigt mich. Sie hält mich manchmal zurück, wenn ich Veranstaltungen und Aktionen planen möchte. Wird das überhaupt so klappen? Kann ich schon so langfristige Überlegungen anstellen? Auf welche Regelungen werde ich achten müssen?
Es gibt Tage, da zieht mich diese Situation ziemlich runter. Ich fühle mich allein und auch mein Körper signalisiert mir eine Beklommenheit. Verstärkt wird dieses Gefühl, wenn ich dann ich noch allein am Schreibtisch sitze und nicht weiterkomme, weil ich mich selbst blockiere. In solchen Situationen hilft es mir eine Unterbrechung zu machen. Eine kleine Pause, in der ich hinausgehe und durch die Straßen und die Natur spaziere. Schön ist es dabei, wenn ich auf meinem Weg vertraute Gesichter erblicke. Der freundliche Gruß, ein nettes Lächeln und der Ruf beim Vorbeigehen: „Hab einen schönen Tag.“
Oft hilft mir dies wieder neue Hoffnung zu schöpfen und meine Batterien wieder aufzuladen. Die Begegnung mit anderen Menschen tut mir gut, auch trotz des einzuhaltenden Abstands. Ich merke dann wieder, was mir eigentlich klar sein sollte: Ich bin nicht allein. Gemeinsam und in Verbundenheit können wir einiges schaffen.
Genießen Sie den Sommer/die Sommerferien und umgeben Sie sich mit Menschen, die es gut mit Ihnen meinen.
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