Moment Mal

von Superintendentin Eva-Maria Menard

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten nach Pankow war sein Ziel, da verlor er seinen Jüngsten ganz plötzlich im Gewühl.

Das Lied habe ich als kleines Kind im Gefolge meiner großen Geschwister aus vollem Halse auf der Dorfstraße geschmettert. Weder wußte ich was Pfingsten ist, noch wo Pankow liegt und ich hatte auch keine Vorstellung davon, welch Schreck es wäre, sein Kind aus den Augen zu verlieren.

Gewühl und Vergnügen sind seitdem für mich mehr oder weniger unbewusst mit dem Pfingstfest verbunden.

Ich bin da nicht allein, in der Bäckerstraße in Perleberg konnte ich es wieder sehen: Menschen stürzen sich auch heute zu Pfingsten gern ins Gewimmel. Die Geschäfte haben ihre Auslagen auf die Straße gestellt, ein Leierkastenmann spielt „Wochenend’ und Sonnenschein“, an den Laternen sind junge Birken gebunden, vor dem Eisladen hat sich schon am Vormittag eine lange Schlange gebildet, alle Plätze des Cafés sind besetzt. Es scheint, als ob die Menschen nach den langen Wochen der Einschränkungen, des strengen Kontaktverbotes und der Trennung von Familien und Freunden, das Leben genießen, als würde Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen.

Das passt, kann ich nur sagen. Denn zu Ostern und zu Pfingsten haben die ersten Christen etwas erlebt, was sie nach langen Wochen des bangen Wartens und der Sehnsucht nach Jesu Nähe unendlich staunen ließ und begeisterte. Sie erfuhren, dass ihr großartiger Lehrer, ihr treuer Freund, ihr älterer Bruder und ihr einfühlsamer Seelsorger da war und da blieb in aller körperlichen Distanz. Christen feiern diese Geistes-Gegenwart zuerst Ostern als Auferstehung und dann - als müssten sie sich ihrer Erfahrung vergewissern - zu Pfingsten als Geburtstag der Kirche.

Pfingsten ist ausgelassener, die Jünger flippen so richtig aus (einige Zuhörer denken - so erzählt es die Bibel -  sie seien betrunken!).  Zu Pfingsten können sie es offenbar erst so richtig glauben: Jesus hat sie in allem Gewühl des Lebens nicht aus den Augen verloren. Er ist mitten unter ihnen. Und so lassen sie sich in Bewegung setzen, wagen sich raus auf die Straße, auf den Markt, mitten hinein ins Gewimmel und erzählen es allen, die es hören wollen: Gott spricht: Ich werde meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Eure Söhne und eure Töchter werden Visionen schauen und eure Alten von Gott gesandte Träume träumen. Ihr alle werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und über Generationen, Völker und Nationen hinweg einander verstehen.

Am Wochenende feiern wir diesen Pfingsttraum und halten als Kirche ihn wach: in den Gärten, auf den Straßen, in und vor den Kirchen, analog und digital. Träumen Sie gern mit!

Ein fröhliches Pfingstfest Ihnen allen, halten Sie im Gewühl den notwendigen Abstand und passen Sie gut auf Ihre Jüngsten auf.

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