Moment Mal

von Pfarrer Olaf Glomke

Kraft, Liebe, Besonnenheit

Was passiert hier eigentlich? Seit Tagen sind die Medien voll. Berichte und Sondersendungen im Fernsehen. Bundespressekonferenz. Die Kanzlerin meldet sich zu Wort. Sie tut es pragmatisch und nüchtern. Appelliert an die Solidarität und die Vernunft der Bürger. Die Statements der Experten wollen aufklären. Die Meinungen in der Familie, unter Kollegen*innen, Freunden und Bekannten gehen auseinander. Corona-Virus oder Covid-19.

Ganz gleich. Ist es so oder ist es übertrieben? Muss da nicht was dran sein, wenn so viele davon reden? Wenn die Börsenmärkte Verluste beklagen. Die Weltwirtschaft ins stolpern gerät? Wenn Desinfektionsmittel von einer Kinderstation einer Berliner Klinik gestohlen werden. Mitten am helllichten Tag, ganz ungeniert! Panikmache sagen die einen, das Mögliche tun, um Schlimmeres zu vermeiden, sagt der Bundesgesundheitsminister Spahn. Leere Fußballstadien, abgesagte Konzerte.

Beunruhigende Nachrichten. 25 Menschen sind gestorben (18.03.). Menschen leben in Quarantäne. Das öffentliche Leben tritt zurück. Wir müssen die „Kurve“ flach halten“, sagen die Experten, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. Und wir tun, was wir können: Hände reichen und umarmen ist im Augenblick nicht angesagt. Dafür Händewaschen umso mehr. Eine Gesellschaft geht auf Distanz. Oder ist doch alles nicht so schlimm?

Ich habe Respekt. Respekt vor diesem Virus, dass uns nötigt, über Alltägliches neu nachzudenken. Dass uns auch herausfordert, vernünftig zu agieren. Sicher, Respekt ist kein Mittel gegen Covid-19, aber er schafft mir Raum zum Nachdenken.

Die Herrnhuter Brüdergemeine lost für jeden Tag im Jahr ein Bibelwort aus. Für viele Christen ist die Losung ein täglicher Begleiter. Am 11. März lautete sie: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7).

Das hat mir gefallen! Furcht möchte ich nicht haben, aber Respekt. Und ich möchte die Kraft besitzen, allen, die sich beunruhigen und sorgen, gut zu zuhören. Und die Liebe brauchen wir, um die nicht auszugrenzen und wegzustoßen, die erkrankt sind. Und ohne Besonnenheit wird eine uns alle berührende Krise nicht zu bewältigen sein. Und dann hoffe ich sehr darauf, dass wir wieder unbedacht und unbedenklich fröhlich Hände schütteln und einander in den Armen liegen!

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