Moment Mal

von Superintendentin Eva-Maria Menard

Die Hand am Pflug

Unterwegs auf der B5 zwischen Kyritz und Perleberg erhasche ich einen schnellen Seitenblick auf einen alten Pflug, der in Kunow vor der ehemaligen Schmiede steht. Jahrzehnte lockerten und lüfteten Bauern mit seiner Hilfe die Felder rings um Kunow. Heute hat er ausgedient und steht als Museumsstück an der Landstraße.

Den Alten ist die Technik noch vertraut: Ein Pferd oder zwei Ochsen vor den Pflug gespannt, die Hände fest um die Griffe gelegt, gilt es, den Blick auf einem Punkt am Feldrand zu richten, um eine möglichst gerade Furche zu ziehen. Wer den Blick wendet, um nachzusehen, ob die Furche auch gerade genug ist oder wie viel er schon geschafft hat, dem gerät der Pflug aus der Spur. Die Furche wird krumm und der Acker nicht gleichmäßig gepflügt. Klingt logisch und dennoch: Den Pflug mit dem richtigen Druck zu halten, ist harte Arbeit. Den Blick auf das Ziel auszurichten, anstrengend.

Dabei ist der Blick zurück nicht nur beim Pflügen des Feldes eine Versuchung, sondern auch im Leben jenseits von Ackerbau und Viehzucht.

Jesus kennt diese Versuchung und sagt „Wer die Hand an den Pflug legt und dabei zurückschaut, der eignet sich nicht für das Reich Gottes."

Das ist ein hartes Wort. Ich bekenne, dass ich ganz gern zurückschaue und mich erinnere an gute Tage, schöne Urlaube, gelungene Feste. Der Blick zurück gibt mir Sicherheit, weil ich aus Erfahrungen lernen konnte. Bin ich jetzt beim Eignungstests für das Reich Gottes durchgefallen?
Ich weiß auch, bisweilen hindern mich meine Rück-Blicke, Erfahrungen und Enttäuschungen, wenn ich etwas erreichen möchte.  „Ach“ -  denke ich dann -„das ist beim letzten Mal doch auch nichts geworden" oder höre andere sagen: „Funktioniert nicht. Hat in der Prignitz noch nie funktioniert!“

Einige signalisieren, dass das „Reich Gottes“ kein Ziel  mehr sei, für das es lohnt, den Blick auszurichten. Schade, denn das Reich Gottes ist als Raum für alle Menschen gedacht, ein Ort an dem „Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ Ein lohnendes Ziel auch in diesen unseren Zeiten!

Und so richte ich meinen Blick wieder nach vorn: Ich möchte das Feld der vielen Aufgaben und reichen Möglichkeiten, die in der Prignitz liegen, so gut wie möglich beackern. Gelassen und heiter werde ich Mitarbeiterin am Reich Gottes bleiben und mich mal mehr, mal weniger geeignet dafür fühlen.

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