Moment mal
von Pfarrer Albrecht D. Preisler
„Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt.“
So beginnt ein bekanntes Gedicht von Kurt Tucholsky (zu finden z.B. im Internet: www.gedichte.co/tuc_k08.html). Darin wird die Geschichte eines Liebespaares erzählt, das nach dem happy end in den Alltag kommt. Und der ist alles andere als rosig. Sie lieben sich nicht mehr, werden aber trotzdem zusammen alt. Alles in allem, so Tucholsky, eine große Enttäuschung. „Und darum wird bei happy end im Film jewöhnlich abjebelndt.“
Es ist an sich nichts Ungewöhnliches, dass ein frohes Ereignis in unserem Leben auch unangenehme Folgen haben kann. Nach den bestandenen Prüfungen zum Schulabschluss kommen die Mühen der Bewerbung und der Ausbildung. Das hat mancher bei der Abschlussfeier nicht bedacht. Nach der Geburt des Kindes kommen durchwachte Nächte und stinkende Windeln. Der Volksmund sagt dazu: Eltern werden ist nicht schwer, es zu sein dagegen sehr. Nachdem man mit viel Mühe unter mehreren Bewerberinnen und Bewerbern die neue Arbeitsstelle ergattert hat, muss man nun auch tatsächlich arbeiten. Nach überstandener Krankheit oder Operation lässt die nächste manchmal nicht lange auf sich warten. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn wir bei den „happy ends“ unseres Lebens auch mal ausblenden können. Aber es geht weiter. Wir blicken zurück auf das Osterfest mit dem happy end für Christen. Jesus Christus, der Verspottete und Gekreuzigte, triumphiert am Ende über die Welt und ihre Gewalt. Und nun? Kehrt der Alltag zurück? Bleibt alles beim Alten? Wird’s sogar noch schlimmer? Nicht für Christinnen und Christen! Die Bibel berichtet davon und seitdem auch immer wieder andere Frauen und Männer: Dass Jesus Christus ihnen begegnet ist, dass er etwas von der Schwere des Alltags tragen hilft, dass er es ermöglicht hoffnungsfroh weiterzugehen, manchmal neu anzufangen. Bestimmt ist es nicht immer leicht. Aber Jesus lässt sich bitten, bietet sich an, nicht nur einmal, sondern viele Male.
Ostern ist nur einmal pro Jahr im Kalender, aber jeder Sonntag wird für uns zu einem kleinen Osterfest. An jedem Sonntag erinnern wir uns gegenseitig in den Gottesdiensten in unseren Kirchen, dass die Auferstehung Jesu auch uns aufrichtet – eine Geschehen, dass nicht endet.
Man möchte dichten, frei nach Tucholsky: Und darum gibt das Osterfest der Miesepetrigkeit den Rest.
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