Moment Mal

von Pfarrer Marcel Borchers

Fängt man in diesen Tagen an, über Verbrennungsmotoren zu sprechen, kann man einigen Zorn auf sich ziehen. Im Wesentlichen spielt es auch keine Rolle, ob man den Verbrennungsmotor für den Motor von Fortschritt und Wohlstand hält oder für eine veraltete Verbrennungsmaschine, die unwiederbringliche Ressourcen vernichtet und dabei auch noch dem Klima schadet. Für beides wird sich eine zornige Gegenrede finden lassen.

Deshalb soll an dieser Stelle auch nicht über das Für und Wider von Umweltschutzmaßnahmen gesprochen werden, sondern gleich über den Zorn selbst. Der Motor dient nur als Mittel zum Zweck. Deswegen ein paar Worte über ihn. Der Verbrennungsmotor hat eine längere Geschichte hinter sich, in der er ständig weiterentwickelt und effizienter gemacht wurde. Ein Mittel zur Effizienzsteigerung war die stärkere Verdichtung des Kraftstoffs, bevor er gezündet wird. Nur zeigte sich in früheren Phasen, dass die kontrollierte Verdichtung nicht immer gelang, sondern der Kraftstoff sich selbst entzündete, bevor das geplant war. Die Motoren klopften. Und schlimmer: sie gingen kaputt. Heute wird das u.a. durch hohe Oktanzahlen im Kraftstoff verhindert. Der Gedanke, der hier festgehalten werden soll, ist folgender: um erfolgreich zu sein, musste zur großen Kraft auch Kontrolle kommen, um nicht Schaden anzurichten bis hin zur Selbstzerstörung.

Nicht nur Benzin kann brennen, sondern auch der Zorn. Und auch der entfaltet große Energie, kann sogar ein sehr wirkungsvoller Antrieb sein. Vielleicht lassen sich so viele Menschen deshalb von ihm mitreißen, wenn ohnehin viele Emotionen im Spiel sind. Mit Zorn im Tank geht es schnell und kraftvoll voran, vielleicht kraftvoller als es der Gegner schafft. Ein Sieg! Im ersten Moment. Es fehlt die Kontrolle, es folgt irgendwann der Motorschaden. Zorn brennt Menschen aus, nicht nur die, auf die er gerichtet ist. Sondern auch die, die er antreibt. Das ist eine alte Weisheit, aus der Erfahrung spricht. Und deshalb gibt es auch einen alten Ratschlag zur besseren Kontrolle. Im Brief an die Epheser ist uns überliefert: „Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ (Eph 4, 26)

Der Ratschlag: lasst den Zorn nicht zu einer Tat werden, mäßigt euch, bevor ihr handelt. Und: lasst ihn nie länger als einen Tag dauern. Erholt euch davon! Und am nächsten Tag fangt neu an. Vernünftig. Redet in Frieden miteinander und findet heraus, was das Beste für alle ist. Einen Sonnenuntergang genießt man am besten in Frieden.

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