Moment Mal
von Superintendentin Eva-Maria Menard
In die Knie gehen
Wann sind sie das letzte Mal in die Knie gegangen? Bloß nicht daran erinnern, meinen Sie? In die Knie gehen bedeutet ja landläufig aufgeben, nachgeben, einem Gegner unterliegen, kapitulieren, resignieren. Wer lässt sich schon gern an solche Situationen erinnern?
Neulich sah ich drei Jugendliche in die Knie gehen. Beim Quempas in Perleberg, am frühen Morgen des 25. Dezember. Sie knieten sich - als Hirten verkleidet - vor der Weihnachtskrippe nieder. Und dieses Niederknien hatte so gar nichts von Resignation oder Niederlage, sondern da war ganz viel wunderliches Staunen und feierliche Achtung in ihrer Haltung.
Vor einem Kind in die Knie gehen, das kennen viele Eltern. Wenn sie mit ihrem Kind etwas ernsthaftes zu besprechen haben, wenn sie ihr Kind trösten möchten, dann gehen sie in die Knie, machen sich klein für das Kind, reden Aug in Aug miteinander, sehen den Kummer, der quält, nehmen seine Fragen ernst.
Wie gut, dass wir heutzutage so mit unseren Kindern reden und nicht von oben herab.
Paare, die heiraten, fragen mich manchmal, ob sie knien müssen in der Kirche, das wäre doch so altmodisch. Nein, um Himmels, sie müssen nicht! Obgleich das Knien ja eine ganz besondere Form der Hingabe zeigt und frisch Verliebte finden sich auch oft zum „Niederknien“ hinreißend. Und ich habe gehört, dass es bei Heiratsanträgen wieder sehr Mode ist, sich hinzuknien.
Weihnachten haben wir gefeiert, dass Gott in die Knie geht. Er macht sich klein. Kommt als Kind in der Krippe zu den Menschen, begibt sich auf Augenhöhe mit ihnen, nimmt sie wahr in ihren Sorgen und ernst in ihrem Tun. Gott begibt sich als Mensch in unserer Lage, nimmt unseren Horizont an. Und erleidet, was Menschen erleiden (aber das ist eine andere Geschichte …).
Es ist ein fremder und ein zärtlicher Gedanke, dass unser Leben und dass die Welt nicht gerettet werden durch die Macht der Mächtigen. Die Liebe, die sich gleichmacht mit dem Geliebten, die hat befreiende Kraft.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass das Jahr 2020 ein Jahr zum Niederknien für Sie wird!
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