Moment mal
von Pfarrer Wolfgang Nier
Irgendwo zwischen Böll und „Glück“ …
… liegt Japan. Eigentlich hatte ich vor, sie heute am Thema „Glück – selbstgemacht oder Geschenk“ teilnehmen zu lassen. Doch angesichts des unsäglichen Dramas, das sich in Japan abspielt, kommt mir jedes andere Thema deplatziert vor. Die Frage der letzten Woche „Mensch, wo warst du?“ wird Gegenwart: „Mensch, wo bist du?“ Ich denke dabei nicht sofort an: Was kann ich tun? Was ist jetzt dran? Sondern ich denke merkwürdiger Weise an eine – vielleicht sogar erschreckende - Zwiespältigkeit: während dort im fernen Osten ein Land erst im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert wird, dann vom Tsunami heimgesucht wird und nun einer atomaren Katastrophe entgegengeht, geht mein eigener Tageslauf unverändert und routiniert weiter. Ich bewege die gleichen Fragen und Themen wie eine Woche zuvor, weil sie meine Lebensfragen und Lebensthemen nun mal sind, freue mich an einem guten Essen, genieße Musik, die ich gerne höre, bin dankbar für meine Kinder und Enkel, erinnere mich an Dinge, die ich zu tun habe und die ich nicht vergessen will usw. usf.
Fast schäme ich mich dafür, weil ich die Frage in mir höre: „Mensch, wo bist du?“ und doch gleichzeitig zugeben muss, dass mir die Fragen meines eigenen Lebens zwischen selbstgestaltetem Glück und von Gott geschenktem Glück trotzdem nicht weniger wichtig sind.
Allerdings: in dieser Zwiespältigkeit leben wir alle Tage: auch vor Japan, auch vor 9/11, auch vor Ruanda …Wir leben in dieser Zwiespältigkeit, wenn im Dorf eine Familie ihr Kind verliert und 3 Häuser weiter ein großer runder Geburtstag gefeiert wird. Wir leben in dieser Zwiespältigkeit, wenn wir abends ins warme Bett gehen können und gleichzeitig in Berlin oder Hamburg Obdachlose ihre Zuflucht in einem gerade so überdachten Vorraum eines Kaufhauses finden. Wir leben in dieser Zwiespältigkeit, wenn wir für den überfütterten Magen einen Schnaps brauchen und gleichzeitig Kinder im Südsudan verhungern.
Da bin ich als Mensch mitten in dieser Zwiespältigkeit. Ich könnte mein Gewissen beruhigen und spenden. Aber Spenden sind anscheinend nicht nötig, wenn der japanische Wirtschaftsminister mitten im Szenario gerade einen Vertrag für Entwicklungshilfeprojekte in Kambodscha für 94 Millionen Dollar unterschreibt und wenn in Japan - auch mitten im Szenario - von einem möglichen Wirtschaftsaufschwung durch das Erdbeben und den Tsunami gesprochen wird.
Außerdem – das, was für Spenden übrig wäre – ist in den letzten Jahren durch die Teuerung im eigenen Lande, durch die Preis- und Beitragssteigerungen bei Versicherungen und Krankenkassen, Betriebskosten, Energiekosten, Spritkosten u.a. regelrecht aufgefressen worden.
Und so bete ich. Ein bisschen billig wird mancher sagen – aber was andres fällt mir nicht ein. Und so bete ich für die kleinen Wunder im Drama (die es schon gibt, wie ich grade im Live-Ticker lese), für die Helfer des THW, dass sie unbeschadet durch die austretende Radioaktivität der zerstörten Kernkraftwerke gut wieder nach Hause kommen, ich bete um überhaupt eine Zukunft für das ganze japanische Volk und um Mut für viele Japaner, wieder von ganz vorn anzufangen, ich bete um Vernunft im Umgang mit der Kernenergie dort, aber auch hier und um Mut der Politik, sich gegen eine Atomlobby durchzusetzen – für die Menschen, für eine Zukunft, nicht nur in Japan, sondern auch in Europa.
Fast schäme ich mich dafür, weil ich die Frage in mir höre: „Mensch, wo bist du?“ und doch gleichzeitig zugeben muss, dass mir die Fragen meines eigenen Lebens zwischen selbstgestaltetem Glück und von Gott geschenktem Glück trotzdem nicht weniger wichtig sind.
Allerdings: in dieser Zwiespältigkeit leben wir alle Tage: auch vor Japan, auch vor 9/11, auch vor Ruanda …Wir leben in dieser Zwiespältigkeit, wenn im Dorf eine Familie ihr Kind verliert und 3 Häuser weiter ein großer runder Geburtstag gefeiert wird. Wir leben in dieser Zwiespältigkeit, wenn wir abends ins warme Bett gehen können und gleichzeitig in Berlin oder Hamburg Obdachlose ihre Zuflucht in einem gerade so überdachten Vorraum eines Kaufhauses finden. Wir leben in dieser Zwiespältigkeit, wenn wir für den überfütterten Magen einen Schnaps brauchen und gleichzeitig Kinder im Südsudan verhungern.
Da bin ich als Mensch mitten in dieser Zwiespältigkeit. Ich könnte mein Gewissen beruhigen und spenden. Aber Spenden sind anscheinend nicht nötig, wenn der japanische Wirtschaftsminister mitten im Szenario gerade einen Vertrag für Entwicklungshilfeprojekte in Kambodscha für 94 Millionen Dollar unterschreibt und wenn in Japan - auch mitten im Szenario - von einem möglichen Wirtschaftsaufschwung durch das Erdbeben und den Tsunami gesprochen wird.
Außerdem – das, was für Spenden übrig wäre – ist in den letzten Jahren durch die Teuerung im eigenen Lande, durch die Preis- und Beitragssteigerungen bei Versicherungen und Krankenkassen, Betriebskosten, Energiekosten, Spritkosten u.a. regelrecht aufgefressen worden.
Und so bete ich. Ein bisschen billig wird mancher sagen – aber was andres fällt mir nicht ein. Und so bete ich für die kleinen Wunder im Drama (die es schon gibt, wie ich grade im Live-Ticker lese), für die Helfer des THW, dass sie unbeschadet durch die austretende Radioaktivität der zerstörten Kernkraftwerke gut wieder nach Hause kommen, ich bete um überhaupt eine Zukunft für das ganze japanische Volk und um Mut für viele Japaner, wieder von ganz vorn anzufangen, ich bete um Vernunft im Umgang mit der Kernenergie dort, aber auch hier und um Mut der Politik, sich gegen eine Atomlobby durchzusetzen – für die Menschen, für eine Zukunft, nicht nur in Japan, sondern auch in Europa.
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