Moment Mal
von Pfr. i.R. Stephan Flade
Pfingsten im Spätsommer
Wenn Sie dieses „Moment mal“ lesen, dann kennen Sie bereits das Ergebnis der „Brandenburg-Wahl“, die betroffenen Mienen der Verlierer ebenso wie die strahlenden Gesichter der Sieger.
Wie auch immer Ihnen zumute sein mag: Bewahren Sie die Fassung. Auch ungewisse Zeiten bergen die Potentiale für notwendige Entwicklungen.
Von einer erwartungsvollen Perspektive, die sich z.B. hier in Wittenberge in diesem Sommer aufgetan hat, will ich erzählen. www.digitalsommer.de heißt das Projekt. Im sonst so totenstillen Bahnhofsgebäude trafen sich Anfang August junge Leute, ein internationales Publikum, aufgeschlossene Senioren wie Wirtschaftsleute. Das war ein intelligentes Summen in vielen Sprachen und Aktionsformen.
Pfingsten im Spätsommer. Ein Erwachen, ein Suchen und Finden, ein Neugestalten in alten traditionsreichen Gemäuern. Ja, so habe ich es erlebt: Da war der glimmende Funke, der entzünden kann; der schöpferische Geist, der etwas Neues entfacht und mit Lebensenergie zum Brennen bringt.
Zugegeben: Digitales schafft bei mir immer noch viel Verwunderung. Aber das war´s ja nicht allein. Vor allem habe ich mich gefreut über so viel unerwartete gemeinsame Bewegung von Jungen und Alten.
Gestaunt habe ich, wie viele Tore und Türen der Stadt sich an diesem Tag zum Entdecken auftaten; wie in der altehrwürdigen Kirche mit Emphase über neuartige Stadtentwicklung und Denkmodelle für die Region gesprochen wurde; wie wir aus den luftigen Höhen des Veritas-Uhrenturmes eine ganz andere Sicht auf Wittenberge, die Prignitz, die Altmark und das Wendland bekamen.
Da liegt alles so friedlich nebeneinander und gehört zusammen. Die Elbe verbindet als blaues Band. Früher war sie eine hart einschneidende Grenze.
Beglückt bin ich, dass das so viele Menschen bewegte und mitnahm und dass das produktive Summen noch immer in der Stadt vernehmlich ist. Das ist – ich wiederhole mich gern – wie Pfingsten im Spätsommer.
Wenn nun auch ein heißer Herbst bevorsteht, wo um das Programm der künftigen Regierung gerungen wird, dann soll uns das berühren, aber nicht entmutigen. Wir glauben an die Durchsetzungsfähigkeit des Guten, an die bewahrenden Kräfte, die aufgeschlossen solidarischen Lebensformen. Es werden in der Prignitz bereits die Arbeits- und Wohnformen ausgedacht, in denen wir künftig leben können.
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