Moment Mal

von Pfarrerin Anna Trapp

Gibt es jemanden, dem du vertraust? Jemand, der dich durch und durch kennen darf und auf den du dich blind verlassen kannst?

Ich komme gerade vom Kirchentag aus Dortmund zurück, und nehme diese Frage mit. Was lässt mich vertrauen? Denn dort wurde das Thema Vertrauen diskutiert. Von verspieltem Vertrauen der Kirchen beim Thema Missbrauch. Von Vertrauensverlust in die demokratischen Ordnung. Von Vertrauen, das diesem Land wieder und wieder geschenkt wurde. Von Vertrauen, das wir brauchen, um in dieser globalisierten Welt heute miteinander leben zu können. Und eben auch vom Vertrauen zwischen dir und mir war die Rede.

Gibt es jemanden, der du vertraust? Was brauche ich, um zu vertrauen?

Als Kind vertraute ich meine Ängste und Sorgen meinem Teddy Schnuffi an, als Jugendliche schrieb ich wie viele Tagebuch. Die ehrliche Auseinandersetzung mit mir - die kann man nicht einfach mit jemandem teilen. Wahrhaftigkeit braucht Vertrauen. Und das gilt auf allen Ebenen menschlicher Beziehungen. Vertrauen ist die Voraussetzung.

Leider baut sich Vertrauen nur langsam auf und wenn es einmal enttäuscht wird, ist es schwer, dieses Beziehungswagnis erneut einzugehen. Diese Erfahrung gehört vielleicht zu jedem Leben.

Ich habe einmal das in mich gesetzte Freundschaftsvertrauen tief verletzt. Die Enttäuschung und Bitterkeit, die Wut die mich traf, beschämte mich zutiefst. Niemals hätte ich gedacht, dass diese Wunde heilen könnte. Und dann wurde mir - für mich wie ein Wunder - erneut Vertrauen geschenkt. Eine Chance zu einem neuen Anfang. Unsere Beziehung hat sich seit dem verändert immer wieder, aber unser Vertrauen hält.

Aus dieser Erfahrung heraus übe ich mich selbst im Vertrauen. Das kostet etwas, das tut auch weh und ist anstrengend. Aber es heilt. Manche halten mich für naiv, weil ich lieber das Beste als das Schlimmste von dir erwarte, aber ich hoffe ja schließlich auch auf dein Vertrauen - und das geht nicht ohne Vorschuss. Ob im kleinen oder großen, am Ende weiß ich mich geborgen, weil ich vertraue: Dir, mir und meinem Gott.

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