Moment Mal

Anfang Mai schlenderte ich durch eine der größeren Städte Brandenburgs. Beim Warten an der Fußgängerampel fiel mein Blick auf ein Hinweisschild auf der Verkehrsinsel: „Wildblumenwiese – Vielfalt erwünscht! Urbane Grünflächen leisten einen Beitrag zur biologischen Vielfalt und verbessern die Lebensbedingungen der Menschen durch Feinstaubbindung und Temperaturregulation.“ Später bemerkte ich dasselbe Schild noch an weiteren Stellen. Die innenstädtischen Grasflächen waren bewusst nicht raspelkurz gemäht, sondern wuchsen dort als Blühstreifen in die Höhe.

Was für ein schöne und zugleich so einfache Maßnahme, die wirksam die Vielfalt von Pflanzen und Insekten fördert und sich damit auch günstig auf Vögel und andere Tierarten auswirkt!

Wenn größere Städte das hinkriegen, sollte unsere ländliche Region doch erst recht ein Paradies für die Tier- und Pflanzenwelt sein. Allerdings stoßen Menschen, die sich hier in der Prignitz für Bienenweiden und Ackerrandblühstreifen einsetzen, nicht überall auf Verständnis und Gegenliebe. Ein Rasen muss kurz sein – sonst sieht er nicht ordentlich aus. Ich frage zurück: Muss sich der Artenrückgang erst so weit zuspitzen, dass wir es an den Preisen geliebter Produkte im Supermarktregal merken? Dann könnte es für manche Insektenart allerdings schon zu spät sein!

„Haltung zeigen – Bewahrung der Schöpfung“ - unter dieser Überschrift lädt der evangelische Kirchenkreis Prignitz zum Gespräch über unsere Lebensweise und unseren Umgang mit der Natur ein. In dem neuen Papier heißt es: „Unsere ländlichen Lebensräume sind vielfach geprägt durch großflächige Monokulturen ohne strukturgebende Feldgehölze, Hecken und Ackerrandblühstreifen und tragen so zum Aussterben vieler Insektenarten bei.“ Und am Schluss: „Wir erkennen, dass wir Teil der Probleme sind, die wir im Interesse nachkommender Generationen lösen müssen. Daher stellen wir unser privates und kirchliches Handeln immer wieder auf den Prüfstand.“

Vielfalt erwünscht – das gilt natürlich auch für die Meinungsvielfalt in Sachen Rasenpflege, Blühstreifen und Bienenweiden. Ihnen gehen Wildblumenwiesen gegen den Strich? Okay, aber jemand anders findet sie gut. Bevor Sie sich das nächste Mal darüber ärgern, betrachten Sie es doch einfach mal aus der Sicht von Schmetterling, Biene & Co.