Moment Mal
von Pfarrerin Anna Trapp
Am Mittwoch war es endlich soweit: „Endgame“. Gespannt hatte ich darauf gewartet, den Film zu sehen. Seit Jahren gucke ich die Marvelfilme mit einer Freundin aus Berlin, so auch dieses Mal. Wer jetzt die Stirn verächtlich in Falten legt, möge sich das sparen. Ja, ich liebe auch andere Superhelden als Jesus. Iron Man, Captain America, Hulk – etwas rühren diese übermenschlichen und doch auch zutiefst menschlichen Charaktere in mir an. Nun also „Endgame“ – der Name ist Programm, mit diesem Film endet die in sich verquickte Film- und Serienreihe, die 2008 begann. Seit damals philosophieren Tina und ich also über Helden, Ethik und gute Unterhaltung. Dementsprechend still waren wir, als der Abspann über die Leinwand lief.
Eigentlich verarbeiten diese Filme ja nichts Neues, Heldengeschichten gibt es so lange wie die Menschheit – jedenfalls werden schon in der Bibel und den antiken Mythologien Heroen erwähnt. Natürlich erhalten diese ihre Macht allein von Gott und nicht aus Gammaversuchsreihen, einem Spinnenbiss oder einem ARK-Reaktor-Anzug. Gleich ist ihnen aber eins: Sie tun, was andere nicht können. Sie kämpfen gegen Invasoren, führen Schlachten an, retten ihr Volk vor den Katastrophen. Aber nicht nur das „Hulk, draufhauen“ hat gute biblische Tradition z.B. bei Samson, sondern auch der Moment der Entscheidung für das (vermeintlich?) Gute einzustehen, das Scheitern an der Aufgabe oder am Ego, wie bei König David. Im Kleinen ist jedes menschliche Leben von diesen Herausforderungen geprägt, darum sind sie im Großen so anschlussfähig. Das Finale liegt nun ganz zum Schluss darin, auch sich selbst, das eigene Leben zu Gunsten von anderen hinzugeben. Apotropäisches Sterben, d.h. unheilabwehrendes Sterben für jemanden, hat das mein Professor für Neues Testament genannt, als wir im Theologiestudium über den Tod Jesu, seine Gründe und seine Bedeutung diskutierten.
Wie clever, den Film genau in der Osterzeit in die Kinos zu bringen. Manch einem jungen oder alten Menschen scheint die Geschichte von der heilsbringenden Lebenshingabe Jesu ja verstaubt. Sie wissen gar nicht in welcher Tradition sie den Helden feiern, der in „Endgame“ das Selbstopfer als einzigen Weg erkennt und beschreitet. Und doch rührt es viele – in diesem fiktiven Filmuniversum - zu Tränen. Der Stoff aus dem Helden sind ist nämlich am Ende nicht das Superserum, sondern das, was unser aller Leben bestimmt und in der Nachfolge Jesus schon immer zitiert wird: die Liebe.
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