Moment mal
von Superintendent Hans-Georg Furian
Es ist Zeit zu gehen – für Mubarak und Co.
Wenn Freiheit wie Sprengstoff wirkt, weiß man, wo man zu Hause ist: im Gefängnis. Wir stehen in diesen Tagen an der Seite der Menschen in Kairo und anderswo, die sich für das einsetzen, was wir haben: Freiheit. Wie nahe wir ihnen sind, hätte keiner geahnt; aber die Menschen in Algerien und in Ägypten haben es uns gezeigt!
An ihrem Geschick zeigt sich auch, wie dankbar wir sein dürfen! Bei uns gab es letztlich keine Gewalt.
Unsere Politiker haben unseren Frieden mit diesen Diktatoren gemacht, deren Zeit glücklicherweise abläuft – und rudern nun mühsam zurück. Was haben wir unterlassen?
Klar zu Denken – und dann zu unterscheiden.
Die Angst vor den Gotteskriegern hat uns das Denken vernebelt. Es gibt eben nicht nur diese und auf der anderen Seite die Diktatoren, die sie in Schach halten. Es gibt auch noch die Demonstranten. Das übersehen zu haben, ist unsere Schuld. Und so entschieden wir die Diktatoren zu hofieren und zu finanzieren; meinten das wäre das kleinere Übel. Wir haben es unterlassen mit den Demonstranten in Tunis, Kairo und anderswo zu rechnen.
Dieser Fehler macht uns unglaubwürdig. Wer anderen (zum Beispiel in Minsk oder Peking) den Spiegel vorhält und sich schämen muss, wenn er selbst reinschaut, sollte sich fragen, was im eigenen Hause nicht stimmt.
Unsere Freiheit ist oft wie ein leerer Schrank. Ohne so einen Schrank ist alles nichts. Darum wollen die Menschen ihn in Kairo auch haben. Aber er allein ist noch nicht alles. Das lässt sich bei uns beobachten.
Es kommt nämlich darauf an, was man in ihn „hineinlegt“. Und das ist eine Frage der Maßstäbe. Solche Maßstäbe und Werte gibt uns die Freiheit nicht selbst an die Hand. Um Freiheit recht zu gebrauchen braucht es die Erinnerung daran, dass unsere Freiheit einen Grund hat, von dem ihre Maßstäbe kommen. Dieser Grund können wir nicht selbst sein.
Das Neue Testament weiß das und gibt darum zur Antwort: ‚Zur Freiheit hat uns Christus befreit‘. (Galaterbrief, Kapitel 5 Vers 1). Wer das für sich gelten lässt, der hat für den Gebrauch seiner Freiheit einen Maßstab. Sie bzw. er packt nicht irgendetwas in ihren oder in seinen Schrank. Dort liegt drin, was dem eigenen Leben so dient, dass es das Leben des anderen nicht mindert.
Vielleicht hätte uns das auch geholfen eine Außenpolitik zu machen, die ihren Frieden nicht mit diktatorischen Systemen macht, bloß damit bei uns Ruhe herrscht. Wenn wir so eine Politik gemacht hätten, dann hätten unsere Politiker viel früher das sagen können, was wir heute von den Demonstranten in Kairo unter Einsatz ihres Lebens hören: Es ist Zeit zu gehen – für Mubarak und Co. Ja, es ist wirklich Zeit!
Hans-Georg Furian
An ihrem Geschick zeigt sich auch, wie dankbar wir sein dürfen! Bei uns gab es letztlich keine Gewalt.
Unsere Politiker haben unseren Frieden mit diesen Diktatoren gemacht, deren Zeit glücklicherweise abläuft – und rudern nun mühsam zurück. Was haben wir unterlassen?
Klar zu Denken – und dann zu unterscheiden.
Die Angst vor den Gotteskriegern hat uns das Denken vernebelt. Es gibt eben nicht nur diese und auf der anderen Seite die Diktatoren, die sie in Schach halten. Es gibt auch noch die Demonstranten. Das übersehen zu haben, ist unsere Schuld. Und so entschieden wir die Diktatoren zu hofieren und zu finanzieren; meinten das wäre das kleinere Übel. Wir haben es unterlassen mit den Demonstranten in Tunis, Kairo und anderswo zu rechnen.
Dieser Fehler macht uns unglaubwürdig. Wer anderen (zum Beispiel in Minsk oder Peking) den Spiegel vorhält und sich schämen muss, wenn er selbst reinschaut, sollte sich fragen, was im eigenen Hause nicht stimmt.
Unsere Freiheit ist oft wie ein leerer Schrank. Ohne so einen Schrank ist alles nichts. Darum wollen die Menschen ihn in Kairo auch haben. Aber er allein ist noch nicht alles. Das lässt sich bei uns beobachten.
Es kommt nämlich darauf an, was man in ihn „hineinlegt“. Und das ist eine Frage der Maßstäbe. Solche Maßstäbe und Werte gibt uns die Freiheit nicht selbst an die Hand. Um Freiheit recht zu gebrauchen braucht es die Erinnerung daran, dass unsere Freiheit einen Grund hat, von dem ihre Maßstäbe kommen. Dieser Grund können wir nicht selbst sein.
Das Neue Testament weiß das und gibt darum zur Antwort: ‚Zur Freiheit hat uns Christus befreit‘. (Galaterbrief, Kapitel 5 Vers 1). Wer das für sich gelten lässt, der hat für den Gebrauch seiner Freiheit einen Maßstab. Sie bzw. er packt nicht irgendetwas in ihren oder in seinen Schrank. Dort liegt drin, was dem eigenen Leben so dient, dass es das Leben des anderen nicht mindert.
Vielleicht hätte uns das auch geholfen eine Außenpolitik zu machen, die ihren Frieden nicht mit diktatorischen Systemen macht, bloß damit bei uns Ruhe herrscht. Wenn wir so eine Politik gemacht hätten, dann hätten unsere Politiker viel früher das sagen können, was wir heute von den Demonstranten in Kairo unter Einsatz ihres Lebens hören: Es ist Zeit zu gehen – für Mubarak und Co. Ja, es ist wirklich Zeit!
Hans-Georg Furian
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