Moment Mal

von Pfarrer Olaf Glomke

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

am Mittwoch ein 100-jähriges Jubiläum! Wieder ein Feiertag, diesmal kein kirchlicher. Ein gesetzlicher: 1. Mai, „Tag der Arbeit“. Bei den Älteren werden Erinnerungen lebendig. Vor 100 Jahren erschienen deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen nicht in Betrieben und Werkhallen. Seinen Ursprung hat der „Tag der Arbeit“ allerdings in Amerika. 1886 kämpfte die Arbeiterbewegung für den Acht-Stunden-Tag. In Frankreich riefen die Verbände 1890 zu einem jährlichen Protesttag am 1. Mai auf. In Deutschland taten sich die konservativ-bürgerlichen Vertreter und auch die Kirchen schwer mit diesem Tag. Dennoch feierten am 1. Mai 1919 einzelne Gemeinden und auch kirchenkritische Sozialisten gemeinsam Gottesdienste. Jedoch, dabei blieb es. Dieser Tag wurde nicht mehr begangen. Traurig ist, dass erst in einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte 1933 der 1. Mai zu einem gesetzlichen Feiertag wurde. Nach dem 2. Weltkrieg bestätigten die Alliierten am 1. Mai 1946 diesen Tag als Feiertag. Im geteilten Deutschland erhielt der 1. Mai seinen jeweils eigenen Charakter und wurde als „Tag des Friedens und der Völkerversöhnung“ oder als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen“ begangen. Es scheint nicht einfach zu sein, mit „Arbeit“ umzugehen. „Mit Mühsal sollst du dich vom Acker nähren dein Leben lang.“ oder „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ (1. Mose 3,17-19). Die Bibel macht auch nicht gerade Appetit auf Arbeit!

1. Mai - „Tag der Arbeit“, eine Gelegenheit nachzudenken: Ist Arbeit ein lästiges Übel? Was bedeutet mir persönlich Arbeit und wie bestimmt sie mich? Was ist Arbeit? Den Kindern das Frühstücksbrot zu schmieren? Wäsche zu waschen? Den Rasen zu mähen? Den Einkauf für die ganze Familie nach Hause zu schleppen? Ist wirklich arbeiten - „im Schweiße meines Angesichts“ - nur ein Acht-Stunden-Tag, in der Firma, im Büro oder in der Klinik? Und ist Arbeiten etwas Freiwilliges oder Unfreiwilliges? Und wie ist es: Darf Arbeit Spaß machen? (… aber wer kann schon so viel Spaß vertragen?) Oder sollte ich sie mehr körperlich, an Händen und im Rücken, spüren? Viele Fragen für einen arbeitsfreien Tag. Gut, dass wir einen ganzen Tag lang Zeit haben, darüber nachzudenken. Wie sollten wir es auch sonst schaffen, bei so viel Arbeit!

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