Moment Mal

von Ev. Kirchenkreis Prignitz

Zurück ins Leben

Das ist eine gute Einrichtung: Die Sonntage haben in unserer Kirche immer besondere Themen. Gerade haben wir Erntedankfest gefeiert.

Besonders Menschen im ländlichen Raum hatten durch die Jahrhunderte die Wichtigkeit dieses Festes im Blick. Diese besonderen Themen, die uns die Grundlagen unseres Lebens wach halten, haben einen großen Wert.

An diesem Wochenende wird uns die grundlegende Wichtigkeit der Vergebung in Erinnerung gerufen. Dazu hat Jesus eine anschauliche Geschichte erzählt. Da ist einer, der sich hoch verschuldet hat. Eine Schuldenlast, unter der er zu ersticken droht. In seiner Ausweglosigkeit wagt er um Erlass seiner Schulden zu bitten und erlebt das Unbegreifliche: Sie wird ihm erlassen. Kaum ist er auf der Straße, begegnet er einem Kollegen, der ihm eine Kleinigkeit schuldet. Der unbegreiflich Beschenkte fordert – unfassbar- diese Kleinigkeit unerbittlich zurück.

Das erleben wir immer wieder. Wir werden einander schuldig. Verletzungen, Enttäuschungen, Unachtsamkeiten, Lieblosigkeiten sind es, scheinbare Kleinigkeiten. Sie sitzen aber als tief eingedrungene Pfeile im Herzen des Anderen. Unsere Beziehung ist mindestens gestört, wenn nicht sogar in großer Gefahr. Es sind gerade die Menschen, die wir lieben. Wenn unser Gewissen nicht abgestumpft ist, wird diese Situation, von uns verschuldet, wie eine Last. Es ist nicht leicht, Schuld einzugestehen. Es ist nicht leicht, um Vergebung zu bitten.

Es ist auch nicht leicht, Vergebung zu gewähren. Vielleicht wird an der Schwere dieses Geschehens die Wichtigkeit erkennbar. Wir wissen ebenso, wie sich Angst einschleichen will, Vergebung könnte dem Anderen wie ein Freibrief erscheinen – ist ja nicht so schlimm. Es ist die Angst, ausgenutzt und über den Tisch gezogen zu werden. Unsere Unzulänglichkeiten und Versäumnisse und schweren Verschuldungen haben aber eine noch andere Dimension. Der, der uns das Leben geschenkt hat, dem wir auch alle Lebensgrundlagen verdanken, muss ununterbrochen von uns Menschen Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit, Ablehnung und Missachtung seiner guten Lebensregeln erleben.

Das Ausmass im weltweiten und geschichtlichen Rahmen ist uns täglich vor Augen. Seine Lösung ist sein Angebot im Kommen Jesu in die Welt (Weihnachten), die unbegreifliche Übernahme unserer Schulden mit dem Sterben Jesu am Kreuz (Karfreitag). Dazu sein Ruf als Sterbender: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Darin liegt unsere tägliche Chance im Kleinen und Großen, die erdrückende Last unserer Schuld abgenommen zu bekommen.

In vielen Gottesdiensten bitten wir gemeinsam um Vergebung und hören die Zusage der Vergebung. Auch in vertrauten, seelsorgerlichen Gesprächen, die wir als Beichte kennen, besteht die Möglichkeit sich mutig zu seinem Versagen zu stellen und Gottes Verzeihen zu empfangen. Die Entlastung kann man spüren.

Gottes Barmherzigkeit will uns frei machen, mit uns selbst und miteinander barmherziger umzugehen. Vergebung, die Gott uns schenkt und die wir einander gewähren, befreit uns zum Leben. Auch Psychologen wissen um den Schaden, den unvergebene Schuld uns selbst und dem anderen zufügt.

Vergebung ist wie die Medizin, die uns aufleben und neu leben lässt. Wer vergibt, vergibt sich nichts, sondern empfängt.
Eine lebensnotwendige Einladung, die uns das Thema diese Sonntags in Erinnerung bringt.

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