Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Lachen braucht seine Zeit
Moment mal … haben Sie bereits Karten für die bald beginnende Karnevalssaison? In den kommenden Wochen wird in den zahlreichen Festsitzungen der Karnevalsvereine viel und heftig gelacht werden. Wenn auch manche Witze nicht ganz ernst zu nehmen sind. Doch wen stört das in der närrischen Zeit. Gäste und Mitwirkende haben ihren Spaß und der Humor feiert ein Festival.
Wissen Sie eigentlich, wie das mit dem Humor begonnen hat? Dazu habe ich eine Geschichte entdeckt, die ich Ihnen weitererzählen möchte: Der liebe Gott dachte, wie er es ja immer tut, viel über die Menschen nach. Er hatte die Menschen aus Erde, aus gutem Humus, geschaffen. Aus diesem Grund nannten sich die Menschen `homo´ - Wesen, die irdisch sind. Doch irgendetwas fehlte da noch. Gott war die Erde einfach zu trocken. Daher entschloss er sich, den Menschen Humor zu schicken. Irgendwie lag das ja auch nahe: Humus - homo - Humor. Nur, wie sollte der Humor aussehen? So entschied sich Gott für ein Kind. Kinder lachen gern, sind lustig und fröhlich. So kam das Kind Humor auf die Welt. Aber wo sollte sich das Kind Humor bekannt machen? Die Kirchen in den Dörfern und Städten fielen ihm ein. Dort wird viel geredet und gefeiert. Es öffnete also einen spaltbreit die Tür einer Dorfkirche und schlüpfte hinein. Drinnen war es dämmerig, feierlich und still. Kein Mensch war zu sehen. Der Humor setzte sich in eine Kirchenbank, bis die Kirchentür knarrte und für einen Augenblick Licht hinein flutete. Ein Glaubender schritt würdevoll mit gesenktem Kopf den Mittelgang entlang. Als er das Kind Humor entdeckte fragte der: „Was machst du denn hier?“ Noch ehe sich das Kind versah flog es zur Kirchentür heraus. Draußen rieb es sich sein Hinterteil. Nachdem es sich den Staub von der Hose geschüttelt hatte, murmelte es vor sich hin: „Das wär’ doch gelacht!“ Nicht weit entfernt, in einer Scheune, fand das Kind Humor eine Leiter. Mit dieser rannte es schnurstracks zurück zur Kirche. Es stellte die Leiter ans Kirchenschiff. Es kletterte aufs Dach. Holte die Leiter nach und stand auf dem Dachfirst. Es war ganz schön riskant, dennoch stieg es bis zur Kircheturmspitze hinauf. Dort oben hielt es sich am Wetterhahn fest und tat, was der Humor so tut, es lachte und lachte ins Dorf hinunter. „Von hier oben wird mich niemand mehr vertreiben“, sagte das Kind Humor vergnügt.
Vor langer Zeit hat Gott einen klugen Prediger sagen lassen: „Lachen hat seine Zeit“ (Bibel, Prediger 3,4) Oder sollte es besser heißen: „Lachen braucht seine Zeit?“ Sicherlich, es kann nicht immer gelacht werden. Dennoch, jeder Tag hat nicht nur Belastungen, sondern auch seine heiteren Momente. Wer heute zu einer Kirchturmspitze hinaufschaut wird nicht nur einen Wetterhahn oder ein Kreuz oder beides sehen, sondern da oben ist auch das Kind Humor zu entdecken. Wer hinaufschaut, geht plötzlich nicht mehr mit gesenktem Blick durch die Welt. Humor richtet auf. Er macht sogar Schmerzen erträglicher. Wer nach oben sieht, atmet freier, lächelt leichter und lacht sogar aus vollem Herzen. Übrigens: Martin Luther wird folgender Satz zu geschrieben: „Wenn ich wüsste, dass der Herrgott keinen Spaß versteht, dann wollte ich nicht in den Himmel.“
Es gibt ganz sicher noch Karten für diese Karnevalssaison. Wir haben schon welche oder schauen Sie doch einfach öfters hinauf zu den Kirchturmspitzen.
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