Moment Mal
von Pfrn. Verena Mittermaier
Uff! Mehr als die Hälfte ist schon geschafft! Langsam, aber sicher neigen sich die sieben Wochen Fastenzeit vor Ostern ihrem Ende entgegen. Danach wird das Leben wieder ein bisschen bequemer. Dabei hatte sich unser Familienrat dieses Jahr auf ein Thema geeinigt, das uns gar nicht so schwierig erschien: Sieben Wochen kein Fleisch. Keine allzu große Umstellung, hatten wir gedacht. Wobei die Tücke im Detail stecken kann. Fleischloser Mittagstisch in Arbeitsnähe? Heute Fehlanzeige. Der Döner für den akuten Heißhunger unterwegs: Ups, da ist ja schon wieder Fleisch drin... Naja. Diese Probleme haben wir uns selber eingebrockt. Es wird ja schließlich keiner gezwungen, in der Fastenzeit auf irgendetwas zu verzichten. Fasten ist reine Privatsache. Stimmt doch, oder?
Was höre ich da gerade im Radio? „Handelskrieg USA-China bedroht den Amazonaswald“. Zu den mit Strafzöllen belegten Importwaren, um die sich die USA und China seit Monaten streiten, gehören auch Sojabohnen. Nun stehe zu befürchten, dass China für seinen hohen Bedarf an Sojabohnen einen neuen Handelspartner benötige. Naheliegend sei Brasilien. Im Extremfall gehe es um Millionen Hektar Waldfläche im Amazonasgebiet, die abgeholzt würden, wenn China seinen Sojabohnenbedarf in Brasilien decken müsste. Von einer Fläche in der Größe Griechenlands spricht der Experte in der Sendung. Was für ein Horrorszenario! Und das, wo die grüne Lunge der Erde ohnehin von Mega-Staudämmen, illegaler Abholzung und Monokulturen gebeutelt ist.
Was es für Auswege gebe, fragt der Reporter nach. Ja, da sei ein gemischter Lösungsansatz gefragt. Neben politischen Verhandlungen und internationalem Druck spricht der Forscher vom Einfluss der Konsumenten und dass diese in die Pflicht genommen werden sollten. Wie das? Der Sojakonsum hänge sehr stark mit dem Fleischverbrauch zusammen, höre ich. 70% aller in Brasilien angebauten Sojabohnen würden weltweit als Futtermittel eingesetzt. „Wenn der Konsument darüber nachdenkt, weniger Fleisch zu essen, das vielleicht zu halbieren, hat das enormen Einfluss.“
Ob sich der Schwung der Fastenzeit nutzen ließe, dass wir als Familie auch nach Ostern das eine oder andere Fleischgericht weglassen? Das ist unsere Privatsache. Aber wenn ganz viele es täten? Ob dann aus dem Privaten etwas Öffentliches würde? Vielleicht sogar mit Auswirkungen bis zum brasilianischen Regenwald?
Einen Kommentar schreiben