Moment Mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
einen Einweisungsschein ins Krankenhaus hält keiner gern in der Hand. Befürchtungen, die ich lieber nicht laut auszusprechen wage, machen das Herz schwer: Werden die Ärzte mir helfen können? Wie lange wird es dauern? Wird mein Mann ohne mich zu Recht kommen? Wie wird meine Frau die Zeit in der Verhinderungspflege verkraften? Werde ich wieder gesund? Hoffentlich machen sich meine Angehörigen nicht zu große Sorgen.
Oft geht es den Angehörigen ganz ähnlich. Verständlicherweise steht der Kranke im Vordergrund, doch auch die Angehörigen leiden mit. Nur sie sprechen es viel seltener aus, um den Kranken nicht noch stärker zu belasten. Die/ meine Erfahrung ist: Schweigen oder verschweigen hilft da nichts! Seien Sie ehrlich zueinander und stützen Sie einander so gut es geht.
Die Tochter einer kanaanäischen Frau ist krank. Sie wird „von einem bösen Geist übel geplagt“ (Matthäus 15,21-28). Um welche Krankheit es sich dabei handelt, wissen wir nicht, ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Mutter in Sorge um ihre Tochter ist. Sie bittet Jesus um Hilfe. Er schweigt. Die Mutter bleibt hartnäckig. Sie schreit ihn an, fällt vor ihm auf die Knie, verhandelt mit ihm. Ungewöhnlich. Letztlich lässt sich Jesus von den Argumenten der Frau überzeugen. Die Tochter wird gesund.
Die Mutter selbst ist nicht krank, doch sie leidet mit ihrer Tochter. Sie leidet so sehr, dass sie Konventionen und Grenzen überschreitet. Das ist ihr egal. Ein Mensch, den sie liebt, leidet! Manchmal übersteigt der Glaube die Grenzen des Menschenmöglichen.
Leider erfahren nur wenige solche Heilungswunder. Doch dass es gar keine Wunder mehr gibt, stimmt so nun auch wieder nicht. Vor 90 Jahren, am 28. September 1928, entdeckte der britische Mediziner Alexander Fleming das Penizillin. Millionen Menschen rettete er das Leben. Auch wenn er nicht gleich zu erkennen ist, so sehe ich Gott am Werk. Und das tröstet mich. Auch wenn ich Gott nicht sehe, so ist er bei mir auf den Wegen, die ich lieber nicht gehen möchte.
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