Moment Mal
von Pfarrer Wolfgang Nier
Unterhaltsame Verhörer
Ein Kind hörte einmal den zweiten Teil der ersten Strophe des Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen“ auf seine Weise: "... der Wald steht schwarz und schweiget und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba.“ statt „...der weiße Nebel wunderbar.“
Ähnlich ging es mir als Kind. In den frühen 70ziger Jahren sang Bernhard Brink das Lied „Liebe auf Zeit“. Irgendwo im Text tauchte die Zeile auf, die ich nicht verstand: „... Mädchen zu haben, mal jene, mal diese...“ Da ich „jene und diese“ nicht verstand, dichtete ich um: "... Mädchen zu haben, mal Lene, mal Liese...“ Okay, „jene und diese“ bekamen also Namen. Auch nicht schlecht. Dass „Lene und Liese“ als Namen in den 70zigern „out“ waren, bekümmerte mich als Kind damals nicht.
Solche physischen Verhörer, die man schnell wieder ausbügeln kann, lassen einen schmunzeln oder lachen. Aber wie sieht es aus, wenn sich unser Herz „verhört“? Menschen wollen uns etwas sagen, doch unsere „innere Antenne“ ist nicht ausgefahren, weil der Kopf voll ist vom Alltagskram und –stress – und aus den Worten hören wir nicht das Anliegen. Im Gegenzug aber auch diese Erfahrung: Uns liegt etwas auf dem Herzen, wir reden und reden und spüren gleichzeitig bei unserem Gegenüber: die Ohren sind zwar offen, aber das Herz ist zu.
Ist gelingende zwischenmenschliche Kommunikation nur ein Glücksfall oder können wir sie trainieren: sich bewusst auf das Gegenüber einstellen, die „inneren Ohren“ öffnen und den Menschen in seiner ganzen Präsenz „hören“? Es wäre den Versuch wert, in den nächsten Monaten einmal bewusst zu „hören“ – mit dem Ohr, aber vor allem mit dem Herzen... Auch im Blick auf Gott.
Die Bibel thematisiert es immer wieder: das – auf Gott – hörende Herz. Gott möchte uns tagtäglich mit seinen Gedanken erreichen. Erreicht ER bei mir nur das Ohr oder auch das Herz?
Machen Sie sich es bewusst: Gott hat zu jedem Weg unseres Lebens und unseres Alltags, zu unseren Entscheidungen, zu unserem Leben mit Menschen seinen Kommentar. Wer mit offenem Herzen hört, spürt es. Mal „Es ist gut und richtig so.“, manchmal spüren wir auch den Räusperer Gottes „Ähem...“, wir können die Liebe Gottes zu uns spüren, aber auch seinen Ruf.
Lassen Sie uns also auf unser „hörendes Herz“ achten, damit unser Leben in der Begegnung mit Gottes Gedanken reich und gut wird.
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