Moment Mal
von Wilfried Schmidt
Was für ein Sommer! Da könnte man ein Fest nach dem andern feiern. Zumindest vom Wetter her. Vielleicht wünscht sich ja auch mancher, dass die Feste nicht aufhören. Und in den frühen Morgenstunden am Wochenende ist zu hören, dass manche ihr Fest bis zum Letzten ausgekostet haben und dann erst auf dem Weg nach Hause sind. Ein Fest, das nicht aufhört. So ein Leben, das wär‘s!
Was gehört für sie eigentlich alles zu einem Fest dazu? Ein Grill, gut bestückt? Viele Gäste? Tanzen? Leckere Getränke? Hochprozentiges, um schneller in Stimmung zu kommen? Wer allerdings beim Feiern auf das zuletzt Genannte setzt, für den kann ganz sicher nicht das ganze Leben zu einem Fest werden. Man braucht immer wieder einen klaren Kopf. Sonst steckt man bald fest.
Feste feiern und Alltag - doch Gegensätze? Was macht eigentlich ein Fest zum Fest? Sicher nicht nur und nicht zuerst, was man isst, trinkt oder macht. Das merkt spätestens der, der bei einer Feier ist, wo es alles gibt, nur keinen, der sich ihm zuwendet. Das wird kaum ein Fest werden. Feste feiern hat viel mit dem Lebensgefühl zu tun, das wir dabei erwarten oder „herstellen“ wollen: des Lebens Leichtigkeit, frei von allen Sorgen, ein fröhliches Miteinander.
Wenn es darum geht, dann müssen Arbeit, Alltag und Fest gar nicht soweit auseinander liegen. Oft erleben wir als Familie die viele Arbeit vor oder nach einem großen Fest schon als ein kleines Fest - weil trotz aller Mühe des Lebens Leichtigkeit zu spüren ist und das Miteinander von Freude bestimmt ist.
Manfred Siebald, ein christlicher Liedermacher, erzählte bei seinem Konzert letzte Woche in Wittenberge von Menschen, die anderen den Alltag zu einem Fest machen. Dieser Gedanke hat mich fasziniert: sich einander das Leben zum Fest machen.
Nein, da geht es nicht zuerst darum, Festspeisen und tolle Getränke zu reichen. Es geht vielmehr um den Umgang miteinander, auch in einfachen und kleinen Dingen.
Da ist z. B. ein freundlicher Blick, der einen trifft, wenn man sich gerade über den eigenen Fehler ärgert. Oder es hat jemand schon erledigt, was man schnell noch beginnen wollte. In der Werkstatt findet der Mechaniker doch noch einen Weg, die Reparatur deutlich kostengünstiger zu gestalten. In einer schweren Situation kommt unerwartet ein lieber Brief. Ich will dankbar sein für alle, die mir das Leben zu einem Fest machen. Und ich will auch immer wieder Gott danken für alle "Zufälle", mit denen er mich beschenkt, z. B. die grünen Ampeln, die ich hatte oder die gute Nachricht nach der Untersuchung. Oder die herrliche Landschaft, die duftenden Blumen, die Freundlichkeit meiner Mitmenschen... Das alles ist ein kleiner Vorgeschmack auf das große Fest in der Ewigkeit, das Gott für alle vorbereitet hat und auf das sich alle freuen können, die mit ihm unterwegs sind.
Schon in dem alten Lied in der Bibel, in Psalm 103, Verse 1 und 2, weiß jemand, dass Gott ihm das Leben zum Fest macht und er singt: „Ich will den Herrn loben und nie vergessen, wie viel Gutes er mir getan hat.“ Dieser Rückblick macht übrigens auch Mut für Morgen.
Und ich will schauen, wo ich anderen den Tag heute und morgen zum Fest machen kann. Da wünsche ich uns allen gute Ideen, offene Ohren und Augen und ein waches Herz. Wie gesagt: manchmal reicht da schon der freundliche Blick oder ein liebevolles Wort.
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