Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Wie kann ich mir sicher sein?
„Wie kann ich mir sicher sein, dass es mit uns beiden gut geht“, fragt der Liebende. „Wie kann ich mir sicher sein, dass die Berufsentscheidung die Richtige ist“, fragt der Jugendliche. „Wie kann ich mir sicher sein, dass ich Dir vertrauen kann“, fragt die enttäuschte Freundin. „Wie kann ich mir sicher sein, dass die Sache mit dem Glauben, mit Gott keine Einbildung, kein frommer Betrug ist“? „Wie kann ich mir sicher sein, dass ich nach der OP wieder laufen kann wie früher“? Wir haben ein hohes und Sicherheitsbedürfnis, wissen aber: Sicherheit in einer letzten Weise gibt es nicht. Vertrauen bleibt ein Wagnis.
Die Bibel erzählt Geschichten des Vertrauens. Sie erzählt davon, dass Gott mit uns Menschen redet. Er redet so, dass daraus Entscheidungen von weitreichender Bedeutung erwachsen.
Ja, Gott redet. Ein starker Gedanke, könnte von Gott sein. Eine innere Stimme, die mich warnt, könnte von Gott sein. Gott redet und wenn ich vertraue erfahren ich, ob es stimmt. Es ist wie in der Liebe. Mein Herz sagt mir: Laß dich auf diesen Menschen ein. Wage ich es nicht, werde ich nie erfahren ob es lohnt. Wobei ein vertrauenvolles sich Einlassen nicht die problemlose, konfliktfreie Erfahrung dieser Beziehung bedeutet. Herausforderungen wollen uns in unseren Beziehungen, in der Liebe, auch in unserem Selbstvertrauen stärker machen. Deshalb lohnt es sich um das, was wir im Vertrauen gewagt haben, auch zu kämpfen. Wir betrügen uns um viele wertvolle und lohnende Erfahrungen, wenn wir bei jeder Schwierigkeit die Flinte ins Korn werfen.
„Geh, laß alles Vertraute hinter dir. Lass alles, was ich dir bisher geschenkt habe zurück. Ich habe etwas eues Großes für dich bereit. Es wird nicht nur für dich großartig sein, sondern für viele andere, die sich dadurch zum Vertrauen und Wagnis des Lebens mit Gott im Glauben locken lassen.“ So etwa hatte es Abraham gehört. Herausforderungen und Aufbrüche aus sicheren Lebensverhältnissen bildet sich kein vernünftiger Mensch ein. Da hat Gott wirlich geredet. War es das erste Mal, auf Grund der vielen guten Ertfahrungen, die er mit Gott gemacht hatte? Wie selbstverständlich hat er die Koffer gepackt.
Wir lesen nur von der Herausforderung Gottes und seinen Zusagen. Also eine gewaltige Herausforderung mit nicht weniger großartigen, lohnenden Perspektiven. Abraham startet.
Neues Land, ein neuer Lebensraum und viel Gestaltungsmöglichkeiten warten auf ihn. Entfaltungsmöglichkeit seiner Liebe und eine große Familie mit geschichtlicher Bedeutung (übrigens bis heute). Segen Gottes, seine Nähe, sein Mitgehen, ja, Segen der sich durch sein Leben und seinen Glauben und sein Vertrauen anderen mitteilen wird. Mit seinem Namen wird in der Geschichte viel gutes weiterfließen. Dazu auch Schutz und Bewahrung.
Was für eine Perspektive! Noch heute ist diese Geschichte eine der schönsten Glaubengeschichten. Das gilt, obwohl im Weiteren nicht verschwiegen wird, dass der Weg nicht von Erfolg zu Erfolg ging. Nein, da gab es Pleiten und Verunsicherungen aber auch immer neue mutmachende Impulse Gottes.
Wie wissen heute, dass es sich gelohnt hatte. Übrigens Zeit spielt bei Gott eine völlig andere Rolle als bei uns.
Das macht es für uns nicht immer ganz leicht, unser Vertrauen durchzuhalten. Wenn wir heute Namen wie Albert Schweitzer, Martin Luther King, Mutter Tehresa hören, oder auch Dierich Bonhoeffer, dann steckt ganz viel von dem, was Abraham erlebt hat, in ihrer Lebensgeschichte und Glaubensgeschichte.
Es bleibt ein lohnendes Wagnis.
Einen Kommentar schreiben