Moment Mal
von Pfrn. Verena Mittermaier
„Ich will wirken in dieser Zeit“
Am 22. April jährt sich der Todestag der Künstlerin Käthe Kollwitz. Wenige Tage vor Kriegsende starb die Malerin und Bildhauerin im April 1945 im Alter von 77 Jahren. Ihren Wirkungsort Berlin hatte sie kriegsbedingt bereits verlassen müssen, ihr Haus war durch Bomben zerstört. Sie, die mit zahlreichen Kunstwerken gegen den Krieg protestiert hatte, erlebte das Ende des II. Weltkrieges nicht mehr mit.
Als Studentin in Berlin wohnte ich nicht weit entfernt von Käthe Kollwitz‘ früherem Kiez. Regelmäßig begegnete ich ihren Skulpturen, wenn ich etwa auf dem Weg zur Humboldt-Uni an der Neuen Wache vorbeiradelte oder auf dem Kollwitzplatz zum Wochenmarkt ging. Aber begleitet und interessiert hat mich Käthe Kollwitz schon seit meiner Grundschulzeit. Damals bekam ich ein Kinderbuch geschenkt, in dem erzählt wird, wie Käthe Kollwitz Kinder aus ihrer Nachbarschaft in Berlin Prenzlauer Berg portraitierte. Der Bau von Kinderspielplätzen war das Thema eines Aufrufs, den sie 1912 illustrierte.
Käthe Kollwitz mischte sich mit ihrer Kunst in die Ereignisse ihrer Zeit ein und nahm aktiv zu gesellschaftlichen Fragen Stellung. Da ihr Mann als Arzt das Leid der Arbeiterfamilien hautnah miterlebte, spielen soziale Themen eine große Rolle in ihrem Werk. Sie wollte jedoch nicht als „Elendsschilderer“ abgestempelt werden, sondern sah die soziale Dimension ihres Werkes in einem größeren Kontext: „Das Leben ist es, was alles in sich birgt und mit dem ich mich auseinandersetze durch die Arbeit.“ Zu ihrem Leben gehörte es, dass sie zwei Weltkriege miterlebte und in der eigenen Familie den Verlust eines Sohnes und eines Enkelsohnes zu beklagen hatte. Als kritische Zeitgenossin griff sie auch dieses Thema intensiv auf und schuf zahlreiche Skulpturen, Drucke und Zeichnungen, die eindrücklich die menschliche Verzweiflung angesichts von Krieg und Tod zum Ausdruck bringen und bis heute viele Menschen bewegen.
„Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind“, notierte Käthe Kollwitz einmal in ihr Tagebuch. Dabei begriff sie ihre künstlerische Gabe als Aufgabe. Ihr Todestag bringt mich zu der Frage: Wie will ich wirken, was wollen wir bewirken in unserer Zeit, heute? Vor welche Aufgaben sehen Sie sich gestellt? Käthe Kollwitz´ Gabe war es, zu zeichnen – welche ist Ihre Gabe?
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