Moment Mal
von Pfr. i.R. Stephan Flade
Überraschendes Vertrauen – Grundlage für 2018
Ende des Jahres, alles in Eile. Die Fahrkarten nach Dresden wollte ich schnell noch abholen. Also zum Fahrkarten-Automaten, auf dem Display die gewünschten Schritte eingetippt. Schon war sie da, aber nur die Hinfahrt. Wo aber blieb die Rückfahrt? Lähmendes Entsetzen. Zweifel.
„Was hast Du alter Esel jetzt schon wieder falsch gemacht?“ Ich wartete ein paar Minuten. Nichts passiert. Der Glaube an ein positives Ergebnis war aufgebraucht. Ich ging nach Hause, entnervt. Geld bezahlt, Leistung weg. Telefonate. Dann zum Schalter im Bahnhof. Eine geduldige Mitarbeiterin beschäftigte sich ausgiebig mit mir. Wir vermuteten „Automatenversagen“.
Zurück zum Kiosk. Nun die Auskunft, dass zuweilen Fahrkarten abgegeben werden, wenn sie zeitverzögert ausgedruckt den Automaten verlassen und besitzerlos im Auswurffach liegen bleiben. Jedoch sei heute noch nichts abgegeben worden. Leider. Ein letzter Blick zum Automaten, ein entnervter Abschied von der denkwürdigen Technik. Ein letztes sinnloses Tippen am Display.
Ein Blick empor. Mein Herz schlug. Unglaublich. Zwischen den beiden roten Automaten klemmte etwas. Ich zog es heraus und fand zwei Zettel. Fahrschein und Zeitplan für die Rückfahrt. Jetzt musste ich mich einkriegen. Meine Fahrkarte hat jemand dort eingeklemmt, hinterlegt. Ein/e Unbekannte/r. Nur für mich von Wert. Überraschend geschenktes Vertrauen. Vertrauen in der Prignitz, in Wittenberge – eine Ermutigung. Nach Unsicherheit, Zweifel, komplizierter Technik einerseits, kam es ganz anders an diesem Tag. Ich war dankbar.
Für 2018 wünsche ich uns das ebenso. Ungeahnt neue Themen werden uns im Neuen Jahr beschäftigen. Freudiges wie der Brandenburg-Tag Ende August, wie das langsame und stetige Wachstum in der Prignitz. Schönes wie der Ausblick auf neue Menschen, die in unsere Region kommen, um hier zu arbeiten. Schwieriges wie die wirtschaftliche Weiterentwicklung in der Prignitz. Auch Schweres wie die Einsamkeit und Gebrechlichkeit der Älteren, der Kranken und der Hilfsbedürftigen. Immer werden wir ein vorauseilendes Vertrauen brauchen, um den Alltag zu bewältigen.
Wir Christen schauen täglich auf Leit-Worte. Wir nennen das traditionell „Losung“ - ausgelostes Leit-Wort für den Tag. Für das Jahr 2018 begleitet uns ein Bibelspruch: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Off. 21,6) „Umsonst“, also ohne vorheriges Entgelt, ohne bezahlte Gegenleistung. Ein notwendiges Lebensmittel wird geschenkt, ohne Leistung. Das klingt unwirklich, idealistisch und weltfremd. Doch: So ist es im Leben.
Ja, so ist unsere Entwicklung. Grundlegendes wird uns verschwenderisch geschenkt und in die Wiege gelegt, ohne unsere eigene Vorleistung. Gesundheit, Kindheit, elterliche Fürsorge – hoffentlich und bei vielen Menschen. Umsonst. Ebenso ist es auch mit dem Vertrauen, das wir brauchen wie das Essen und Trinken. Wenn es fehlt, werden wir krank. Wenn Vertrauen uns erreicht, dann kriegen wir uns vor Freude nicht mehr ein. Dann sieht unsere Welt anders aus.
Ich wünsche Ihnen ein gutes gesegnetes neues Jahr 2018. Viel geschenktes, gern empfangenes und dankbar weitergegebenes Vertrauen.
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