Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Der Augenblick
Morgen, morgen nur nicht heute, sagen alle faulen Leute!
Diesen Satz habe ich gehört, wenn ich als Kind einen Auftrag bekam und keine Lust hatte...! Und noch so ein Satz aus der Kindheit war: „Des Teufels liebstes Möbel ist die lange Bank.“
Die Bibel hat an etlichen Stellen ein völlig anderes Zeitraster. Da heißt es: Heute...... oder auch: Jetzt.....! Der wichtigste Augenblick in unserem Leben ist gerade JETZT. Gestern ist vorüber und morgen kommt erst. Ob morgen noch Zeit für mich ist, weiß ich nicht....!
Welch ein unglaubliches Gewicht hat der „Augenblick“. Das, was ich mit einem Blick meiner Augen sehen kann, was ich wahrnehmen und in mich aufnehmen kann. Es ist unwiederbringlich kostbar. Was für ein Wunder ist der Schleier des Nebels am Morgen über dem Feld. Was für ein Wunder ist das Rot der Sonne am Abendhorizont. Welche Schönheit ist ein Spinnennetz mit der Feuchtigkeit des Nebel im Licht der Sonne.
Was für ein Moment, wenn der Arzt nach bangem Warten die befreiende Nachricht bringt: Es ist alles gut! Momente und Augenblicke, voller Glück, Schönheit, Dankbarkeit und Freude. Nichts von alledem kann ich machen, nichts kann ich beeinflussen.
Es ist Geschenk, unverdient, weil ich keine Leistung erbringen konnte. Was für ein Geschenk, wenn die Mutter, das Kind oder der Partner sagt:“Ich hab dich lieb.“ Wieviel größer wird es, wenn zuvor eine Enttäuschung, ein Versagen, oder eine Verletzung weh getan haben und dennoch mir zugesagt wird: „Es ist alles gut!“
Der liebevolle Blick, die warme Umarmung, lassen es dann vollends erkennbar sein.....! Siehst du es!? Spürst Du es!? „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ Das ist Gottes Angebot und Herausforderung zugleich.
Ich finde es bemerkenswert, dass dieser Satz mit dem kleinen Wort „SIEHE“ beginnt. Das sagt: Worum es jetzt geht, ist sichtbar, erkennbar! Aber da beginnt mein und unser Problem. Unaufmerksamkeit, Achtlosigkeit und Oberflächlichkeit bringen uns um so viele wesentlich Entdeckungen. Es kommt darauf an zu verstehen, dass Gott jeden Augenblick damit beschäftigt ist, uns zu überraschen und zu beschenken. Dabei hindert uns aber unser Denken in „Selbstverständlichkeiten“! Es bringt uns um die Freude und Dankbarkeit unseres Lebens und um unendlich viele Gotteserfahrungen.
Gnade ist unverdiente Liebe und Zuwendung und Aufmerksamkeit, weil wir nichts dazu tun konnten. Gnade ist unverdiente Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit obwohl Schuld und Versagen stören und beschweren. Gnade ist Vergebung und Entlastung. Und das darf ich JETZT in Empfang nehmen und JETZT und JETZT!
Und ich darf es weiter geben als Überraschung und Geschenk an die, mit denen ich mein Leben teile. Die Folge ist, dass wir heil werden. Dankbare Freude, Entlastung und Vergebung sind wie Medizin für uns und unsere Beziehungen, auch unsere Beziehung zu Gott.
Heil ist das Vollkommenste, was Gott uns schenkt. Unser Leben darf durch und durch gut werden. Das ist mehr noch als körperliche Gesundheit. Ja, das kann trotz körperlicher Nöte und anderer Beschwerlichkeiten einen tiefen Frieden, eine große Geborgenheit auslösen.
Geliebt, angenommen, entlastet, überrascht, das ist wie wenn das untröstlich traurige Kind in den Armen der Mutter oder des Vaters zur Ruhe kommt: Es ist alles gut, auch wenn noch manches beunruhigend ist.
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