Moment Mal
von Pfr. i.R. Stephan Flade
Das Reformationsjubiläum strahlt aus
Im 500. Reformationsjahr gibt es sehr viel zu erleben, in der Prignitz und darüber hinaus.
Der festliche Reformationsgottesdienst in Wittenberge war solch ein ausstrahlendes Ereignis. Mit Einsatz waren die Bläser_innen aus Perleberg unter der Leitung von Dr. Andreas Draeger bei der Sache. Ebenso beherzt sang der gemischte Chor, der sich aus Sänger_innen der umliegenden Dörfer zusammensetzte. Die Leitung hatte die neue Lenzener Kantorin Oana Maria Bran. Eine beherzte Predigt von Superintendentin Eva-Maria Menard und nicht zuletzt das klanglich fein abgestimmte Panflötenspiel (Helmut Hauskeller) mit Orgel (Johannes Wauer) machten diesen Gottesdienst zu einem außergewöhnlich schönen Ereignis am Reformationstag unter dem Leitwort „ Am Anfang war das Wort“. Lesungen und Gebete von Frauen und Männern aus den Gemeinden vorgetragen, ein hilfreiches Liedblatt zum Ablauf. Unsere Berliner Gäste zeigten sich sichtlich beeindruckt von der Ausstahlung dieses Reformationstages in der Prignitz. „Das war so eindrucksvoll stimmig in der hellen sanierten Wittenberger Kirche“, so der hauptstädtisch geschulte Kommentar.
Die Pflanzung eines Apfelbaumes auf dem alten Marktplatz in der Anwesenheit des römisch-katholischen Dekans Bertram Pricelius, des Bürgermeisters der Stadt Wittenberge Dr. Oliver Herrmann und des GRK-Vorsitzenden Christian Schunn gemeinsam mit der Perleberger Superintendentin machte die gute Gemeinschaft am Festtag sichtbar. Es zeigt uns die wachsende ökumenische Gemeinschaft zwischen den beiden größten Kirchen im Lande. Die Worte des Bürgermeisters zur Aktualität der Reformation (z.B. einer Konfliktlösung mit klugen Worten, zur Toleranz mit anders Lebenden und Glaubenden und zur Wahrnahme der brisanten Themen der Gegenwart, zu deren Lösung wir die Hoffnung nicht verlieren dürfen) zeugen von einem demokratischen Fundament, das die reformatorischen Bewegungen vor und nach Martin Luther geschaffen haben.
Ein „Luther-Musical“ wurde am Reformationstag um 14 Uhr in Perleberg von den Kindern aufgeführt. Leider war ich nicht dessen Augen- und Ohrenzeuge. Diese künstlerische Auseinandersetzung der Kinder mit Luthers Leben und Wirken ging, so hörte ich es, zu Herzen.
Sie wurde sogar „als unbestrittener Höhepunkt des Lutherjahres in der Prignitz“ gerühmt. Unter der Leitung von Kantorin Dorothea Uibel und Isabella Scholz-Glomke brachten die Kinder ausdrucksstark die Lebensleistung Martin Luthers auf die Bühne.
Das Genannte sind bisher nur einzelne Perlen in einem an Höhepunkten und öffentlichen Festen wie Ausstellungen reichen Jahr. In der Prignitz waren Predigtreihen und die großen alten historischen Kirchen in Bad Wilsnack wie auch in Heiligengrabe präsent. Es gab Ausstellungen zu den „Frauen der Reformation“ (Wittenberger Stadtkirche bis Ende 2017) oder eine Anregung zu alten Prignitzer Kirchen (rund um die Perleberger Kirche) zu sehen. Aktualisierungen, die uns den Blick für gegenwärtige Fragen schärfen wollen.
Wer dann noch die Wittenberger Lutherstätten oder den Dürer-Altar in Kemberg sah, die Häuser von Georg Spalatin, Katharina Luther und die Schloßkirche in Torgau, wer im Martin-Gropius-Bau den „Luthereffekt“ und „… überall Luthers Worte“ - den Mißbrauch in der Hitler-Diktatur im Gebäude der Topographie des Terrors in Berlin entdeckte, der ahnt die reiche Vielfalt an Anregungen. Bis hin zur Barenboim-Said-Akademie mit „Luther dancing with the gods“, einem Projekt des Rundfunkchores und dem Brahmsschen Requiem sowie dem Beitrag der Berliner Philharmoniker, dem „Heilig“ von C.Ph.E. Bach, in der Philharmonie. Das Reformationsjahr strahlt immer noch … Alles „sola gratia“, allein aus Gnade – ein reines Geschenk.
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