Moment Mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Bist DU es, Gott?
Das ist schon seltsam. Immer wieder wird die Frage nach einer überzeugenden Gottesbegegnung gestellt. Man möchte ganz sicher sein. Nicht auf irgendeinen frommen Schwindel hereinfallen.
Und dann lesen wir in der Bibel Geschichten, in denen uns mitgeteilt wird, dass wir IHM schon so viele Male begegnet sind. Nur wir haben es nicht bemerkt. Oder wir haben uns das ganz anders, viel spektakulärer, vorgestellt. Aber genau so hat ja Gottes Geschichte auf der Erde mit Jesus begonnen. Das Kind in der Krippe: die Hirten und die Weisen haben sich auf diese seltsame Gottesbegegnung eingelassen. Die 12 Freunde Jesu, die dann schnell auf 70 und dann auf 120 Leute angewachsen sind, haben sich auf diesen einfachen Prediger der Liebe Gottes eingelassen, weil er immer da war, wo die zu finden sind, die arm dran waren: Kranke, Versager, Trauernde und vom Bösen Gequälte. Und sie wurden frei, bekamen ihre Lebensqualität zurück und fanden barmherzige Vergebung, einer in der letzten Stunde seines Lebens, und sie durften erleben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
Da sitzt einer vor dem Einkaufcenter und eine Pappschachtel steht vor ihm. Wie arm ist er wirklich, frage ich mich. Er schaut nicht einmal auf. Ein anderer sitzt am Straßenrand und spielt auf dem Schifferklavier. Ist er wirklich bedürftig. Es braucht immer wieder eine Weile, bis der Satz bei mir in der Erinnerung hochkommt:“Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Auch der Anfang der Geschichte drängt sich in mein Bewusstsein: Ich bin hungrig gewesen, sagt Jesus, ich bin durstig gewesen, ich bin ein Fremder gewesen, ich bin nackt gewesen ich bin gefangen gewesen und ihr habt nicht.....!
So einfach soll das sein? So sieht Gott aus? Ja, ich bin oft genug von Menschen, die wegen Hilfe sogar an meine Tür geklopft haben, angelogen und betrogen worden. Das Geld, dass ich ihnen gegeben hatte, haben sie sofort in der Gaststätte gegenüber in Alkohol umgesetzt. Die belegten Brote, zu denen meine Frau eingeladen hatte, wurden teilweise abgelehnt, weil der Belag nicht nach dem Geschmack war.
Die Geldhilfen, die man uns zurückgeben wollte haben wir bis heute nicht erhalten. All das hat es gegeben. Da kann man schon nachdenklich werden. Da kann man auch zu der Meinung kommen: ...die sind doch alle so...! Ich mache mir klar, was ich alles in meinem Leben geschenkt bekommen habe an Zeit, Liebe, Aufmerksamkeit, und Zuwendung. Meine Eltern, Freunde und Bekannte waren es. Oder war es doch Gott selbst? Waren Sie nicht seine Gehilfen. Bin ich immer mit dem Geschenkten so umgegangen, wie sie es sich vorgestellt haben. Habe ich nicht auch enttäuscht.
Ich lebe solange ich denken kann von dem, was mir geschenkt wird: Die Luft, die Sonne, der Regen, meine Kraft, mein Leben, meine Gaben. Immer noch lässt Gott auch über meinem und Ihrem Leben die Sonne aufgehen.
Er ist uns näher als wir denken. Er begegnet uns viel häufiger als wir es begreifen. Meine Bedenken sind weg. Eine kleine Aufmerksamkeit, zwei € in die Pappschachtel, ein Lächeln für den Fremden auf der Straße sind nicht viel. Ein wenig Zeit ist übrig. Seltsam, da regt sich etwas in mir an Freude. Hat Jesus mich gerade angelächelt und bedankt. Hat ER das persönlich genommen?! Immer wieder muss ich es mir bewusst machen und die Frage in mir tragen Gott: Jesus bist DU es?
Ich wünsch es mir und Ihnen, dass wir ganz oft eine leise Freude in uns erleben, weil Gott und anlächelt.
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