Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Gottes große Lichtoffensive
Es ist kaum zu glauben. Wir haben schon wieder das zweite Licht auf dem Adventskranz angezündet. Woche um Woche wird es heller, obwohl es die „dunkle Jahreszeit“ ist, besser noch, weil es die dunkle Jahreszeit ist. Auch wenn man durch unsere Städte und Dörfer geht leuchtet es aus den Fenstern, in den Gärten und auf den Straßen. Das hat seinen Grund: Es geht nicht nur um das jahreszeitliche Dunkel, sondern die vielen Dunkelheiten der Welt und unseres Lebens. Eine Aufzählung ist wohl kaum nötig! Mit all dem kann kein Mensch leben. Der Norden Skandinaviens, wo die lange Dunkelheit den Menschen erhebliche psychische Probleme bereitet, zeigt es beispielhaft. Man hilft sich mit künstlichem Licht, das dem Tageslicht weitgehend nahe kommt. Im Advent geht es aber um mehr als um ein Tageslichtersatz.
Die Bibel stellt uns Jesus Christus als Licht in der Welt vor. Alles, was wir da von Jesus lesen, erzählt wie Menschen, die ihm begegnen, Licht in ihr Leben empfangen: Das Licht der Annahme und Liebe, das Licht der Hoffnung und Freude sowie das Licht der Vergebung und Befreiung. Mit der Geburt Jesu feiern wir seit über 2000 Jahren den Beginn der großen Lichtoffensive Gottes. Seitdem konnten Menschen durch die Jahrhunderte für sich persönlich und auch in gesellschaftlichen Prozessen erleben, wie Dunkel hell werden kann, wie Mutlosigkeit der Hoffnung weichen musste, wie Angst von Geborgenheit vertrieben wurde, wie Anklage und Vorwurf der Vergebung und dem Frieden weichen mussten aber auch wie Ausweglosigkeiten ungeahnten göttlichen Wendungen Platz machen mussten.
Die Geschichte, insbesondere unsere deutsche und persönliche Geschichte, erzählt viel davon. Das Angebot Gottes, uns zur Hilfe zu kommen ist kein leeres Versprechen. Immer wieder hat es auch mit Namen zu tun, die vom Licht der Liebe und Barmherzigkeit Gottes gepackt waren und so zu Lichtträgern wurden. Ob Albert Schweitzer oder Mutter Theresa, die Geschichtsbücher haben ihre Namen aufgeschrieben. Auch ganz stille, und unbemerkte Lichtträger im Alltag, die ein freundliches Wort oder ein Lächeln oder eine kleine Hilfe verschenken, kann man entdecken. Da wurde schon manches Jubellied angestimmt und nicht umsonst wird in der Advents - und Weihnachtszeit soviel gesungen.
„ Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.“ Jesaja 49, 13 Monatsspruch des Dezember
Damit ist für den Dezember, und nicht nur für diese Zeit, die begründete Klangfarbe benannt, die durch Jesus Christus in diese Welt gekommen ist und in jedes Leben kommen darf. Das Licht der Liebe Gottes ist dazu angetan, unser Leben zu verändern. Erfahrung von Liebe und Barmherzigkeit hat seine Wirkung. Nachdenklichkeit und Selbstbesinnung lassen uns dunkle Bereiche unseres Lebens entdecken: Mängel, Versäumnisse, Schuld und andere Lasten. Es ist aber ein warmes , kein bloßstellendes Licht. Es lädt ein. Es bietet Entlastung und Vergebung an. Es zeigt Wege zueinander, Wege der Versöhnung. Gut, dass es solche Zeiten der Besinnung gibt. Die Gefahr in den „vielerlei Erledigungen“ die wir in dieser Zeit terminiert haben, nicht zur Ruhe zu kommen, ist groß.
Aber dann tut sich da noch ein weiter heller Horizont auf. Das Kommen Jesu, wenn er mit dieser Welt zum Ziel kommen will. Es weitet unseren Blick über die Grenzen der Zeit hinaus in die helle ewige Zukunft, die Gott für uns und mit uns geplant hat, deretwegen er Jesus gesandt hat und deretwegen Jesus alle Dunkelheiten von Schuld, Angst, Verzweiflung und Not am Kreuz auf sich genommen und überwunden hat. Dieser Liebeseinsatz Jesus ist Garantie, dass die Dunkelheiten unseres Lebens und dieser Welt nicht die Oberhand und das letzte Wort haben müssen. So dürfen die Adventslichter und die Lichter am Christbaum ein trotziges Zeichen gegen alles Dunkel sein, auch gegen alle dunklen Voraussagen, wenn es um die Menschen geht, die vor Krieg, Mord, Hunger, Frost und Armut geflohen sind und bei uns und in ganz Europa Wärme und Geborgenheit suchen. Das gilt auch gegen die Angst, die sich unser bemächtigen will angesichts der teuflischen Anschläge des Terrors.
Auch dagegen zünden wir die Lichter an und glauben, dass Jesus Christus uns als Gott-Held, Ewig-Vater und Friede-Fürst angekündigt und gekommen ist. Menschen, die von seinem Frieden ergriffen und erfüllt sind, sind stärker und haben Leuchtkraft gegen alles Dunkel. Die Engelsbotschaft, der Engelsjubel von Weihnachten, klingt schon herüber: „Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
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