Moment mal
von Pfarrer Sacha Sommershof
Der Vorläufer der share economy
Seit einigen Jahren hat ein wirtschaftliches Phänomen, das es schon viel länger gibt, auch einen Namen: share economy (übersetzt: die Ökonomie des Teilens). Dieser wirtschaftswissenschaftliche Begriff fasst Unternehmen zusammen, deren vornehmstes Ziel es ist, Gebrauchsgüter und Dienstleistungen zum gemeinsamen Kauf und zur gemeinsamen Nutzung anzubieten.
Das bekannteste Beispiel ist das des Carsharing, das vor allem in großen Städten Autos an bestimmten Standorten vorhält, die durch die teilnehmenden Benutzer ausgeliehen werden können. Dahinter steht der eigentlich einfache Gedanke, dass nicht alle Menschen alles besitzen müssen, vor allem nicht die Dinge, die nur gelegentlich genutzt werden. Stattdessen können sie, so die Idee, für viele vorgehalten und gemeinsam genutzt werden. Selbst das Internet war von Beginn an eigentlich so gedacht.
Heute nun ist die share economy ein kleiner aber doch gewinnbringender Wirtschaftszweig und keine Wohlfahrtsveranstaltung. Die Einsicht aber, die ihr zugrunde liegt, ist eine unumgängliche. Die Ressourcen der Welt sind begrenzt und ihre Verschwendung durch Überproduktion und die daraus entstehende Ungleichheit der Lebenszustände in der Welt führen zu nicht überblickbaren Auswirkungen, auch deren Anfänge uns in diesen Wochen und Monaten erreichen.
Teilen, so könnte man sagen, ist das Gebot der Stunde. Das, was viele Menschen in Deutschland und auch in unserer Region wie selbstverständlich tun, mit anderen zu teilen, ihre Zeit, ihr Geld, ihr Kraft, müsste auch in einem größeren Zusammenhang immer mehr stattfinden.
Am Mittwoch dieser Woche feiern wir wieder einen Mann, der das Teilen in besonderer Weise gelebt hat: Sankt Martin. Jener Soldat und späterer Bischof von Tours, der seinen Uniformmantel mit einem frierenden Bettler teilte und damit Vorbild für viele andere Menschen geworden ist. Ihm ging es natürlich nicht um ein wirtschaftliches Modell, aber am Heiligen Martin kann man für das Teilen zwei Dinge sehr schön sehen.
Zum einen hat er nicht alles weggegeben, seinen halben Mantel hat er behalten, denn auch er brauchte etwas zum Wärmen. Und zum anderen ist niemand durch das Teilen ärmer geworden, vielmehr hatten zwei Menschen auf einmal genug. War Teilen damals ein Akt, konkrete Not zu lindern, können wir heute aus dem Überfluss heraus teilen.
Miteinander zu teilen hat also ein lange Tradition, von St. Martin bis zur share economy. Lohnen tut es sich allemal, manchmal macht es sogar Freude. Und vielleicht hören Sie ja am Mittwoch Kinder singen: „Sankt Martin war ein Guter Mann, der uns als Beispiel gelten kann, zeigte, dass Teilen Freude macht in jener dunklen kalten Nacht. Drum lasst uns helfen wo es geht, wann immer ihr die Not mal seht. Ihr wisst, dass Teilen Freude macht in jener dunklen kalten Nacht.“
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Teilhabe am St. Martinstag.
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